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EnergiewendeWärmepumpenWie schaffen wir mehr Wärmepumpen im Bestand?

Wie schaffen wir mehr Wärmepumpen im Bestand?

Wie wir mehr Wärmepumpen im Bestand schaffen, ist das Thema dieser 12. und letzten Folge unserer Blog-Serie. Denn sieben Prozent der Wohngebäude in Deutschland sind älter als 40 Jahre. Und so ähnlich sieht es auch in anderen europäischen Ländern aus. Das zeigt, wie wichtig eine Strategie zur energetischen Sanierung speziell für Altbauten ist.

Zuerst sollte der Bedarf an Heizenergie reduziert werden, sofern das möglich ist. Allerdings kann nicht in jedem Fall das Heizgerät erst nach der Sanierung ausgetauscht werden. Das gilt oft als Argument gegen Wärmepumpen. Jedoch haben wir mit unserem Beitrag zu Wärmepumpen in Bestandsgebäuden gezeigt, dass diese Annahme falsch ist. Vielmehr können Wärmepumpen ökologisch und ökonomisch erfolgreich in Bestandsgebäuden eingesetzt werden. Deshalb ist es notwendig, diese Ergebnisse bekannter zu machen.

Die wichtigsten Erkenntnisse zu Wärmepumpen im Altbau

Zuerst die wichtigste Erkenntnis aus Sicht der Nutzer: Wärmepumpen sind in der Lage, die notwendige Wärme auch an sehr kalten Tagen zu liefern. Voraussetzung dafür ist eine entsprechende Vorlauftemperatur bei Wärmepumpen (Blogserie Teil 2). Gleichzeitig zeigen unsere Analysen, dass für die Gesamteffizienz gar nicht die maximalen Heizkreistemperaturen ausschlaggebend sind, sondern die mittleren. Das heißt, Wärmepumpen können auch im Altbau die benötigte Wärme effizient bereitstellen.

Wieviel Renovierung ist notwendig?

Diese Effizienz lässt sich zudem mit Hilfe relativ kostengünstiger und kurzfristig umsetzbarer Maßnahmen verbessern. Dazu gehört z.B. der Austausch einzelner Heizkörper. So übertragen moderne Radiatoren die gleiche Wärmemenge bei deutlich geringerer Vorlauftemperatur an den Raum. Solche einfachen Renovierungen können der erste Schritt eines mittelfristigen Plans zur Sanierung sein, mit dem sich die Effizienz später weiter optimieren lässt.

Felduntersuchungen zeigen: Wärmepumpen können eine zentrale Rolle bei der Wärmewende spielen

Im Laufe von 20 Jahren hat das Fraunhofer ISE rund 300 Wärmepumpenanlagen vermessen. Die Ergebnisse aus unseren Felduntersuchungen widerlegen die weit verbreitete Einschätzung, dass Wärmepumpen nur mit einer Fußboden- oder Wandheizung einsetzbar sind (Blogserie Teil 3 und Teil 4). Das ist nicht nur physikalisch falsch.  Es wird auch von tausenden, mit Heizkörpern realisierten Wärmepumpen widerlegt. Heizkörper erfordern nicht zwangsläufig „sehr hohe“ Vorlauftemperaturen. In unserer Feldstudie hatten nur wenige Luft-Wasser-Wärmepumpen, die ausschließlich mit Heizkörpern ausgestattet waren, mittlere Heizkreistemperaturen von über 45°C.

Wie oft kommt der Heizstab zum Einsatz?

Ein weiteres häufiges Vorurteil geht davon aus, dass der Heizstab von Wärmepumpen oft genutzt werden muss, was die Heizkosten „explodieren“ lasse (Blogserie Teil 5). Felduntersuchungen zeigen eindeutig, dass auch diese Annahme nicht stimmt. Bei korrekt geplanten und ausgelegten Wärmepumpen steigen die Anteile des Heizstabs im Betrieb nicht über drei Prozent. In den meisten Fällen liegen sie sogar unter einem Prozent. Sollte der Anteil in der Praxis dennoch größer sein, weist das in der Regel darauf hin, dass die Wärmepumpe optimiert werden muss. Normalerweise hat der Einsatz eines Heizstabs weder relevanten Einfluss auf die Effizienz der Wärmepumpe noch verursacht er signifikante Betriebskosten.

Schont das Klima und den eigenen Geldbeutel

Die ökologische Betrachtung von Wärmepumpen ergibt, dass sie deutlich weniger Kohlendioxid ausstoßen als fossil betriebene Heizungssysteme, z. B. Gaskessel. Und weil der Anteil der erneuerbaren Energien in der Stromerzeugung steigt, sinken die CO2-Emissionen künftig weiter. Die Effizienzergebnisse aus den Feldstudien (Blogserie Teil 7) zeigen, dass sich Treibhausgase sowohl im Neubau als auch im Altbau erheblich mindern lassen.

Unabhängig davon, wie ökologisch sinnvoll eine Technologie ist, wird sie sich nur durchsetzen, wenn sie für ihre Nutzer auch ökonomische Vorteile hat. Teil 8 zeigt, dass die Betriebskosten von Wärmepumpen bereits heute schon lukrativ sind.

Soll man noch abwarten?

Nein. Denn grundsätzlich gilt: Schon jetzt arbeiten Wärmepumpen erfolgreich im Neubau und im Bestand. Bedauerlicherweise hat sich diese Erkenntnis aber noch nicht weit genug durchgesetzt bzw. ist nicht allen Beschäftigten in den Bereichen Architektur, Energieberatung, Planung und Installation bekannt. Unsere Marktbetrachtung zur technologischen Entwicklung von Wärmepumpen (Blogserie Teil 9) legt dar, warum es aus Kundensicht keinen Grund gibt, auf weitere technologische Entwicklungen im Bereich Wärmepumpe zu warten. Schon heute gibt es viele verschiedene Produkte am Markt, die nahezu alle denkbaren Anforderungen erfüllen. 

Wie geht es weiter?

Die technologische Entwicklung sollte in Richtung einer breiteren Produktpalette für Bestandsgebäude gehen. Dabei sind besonders standarisierte Gesamtlösungen wichtig, die sich möglichst schnell und kostengünstig installieren lassen. Weitere Entwicklungsziele sind noch höhere Effizienzen, leisere Geräte und der Umstieg auf klimafreundliche Kältemittel (wie zum Beispiel Propan), vor allem aber eine weitere Kostenreduktion. Die Investitionskosten von Wärmepumpenanlagen sind derzeit leider oft noch ein Ausschlusskriterium für diese Technologie. Auch sollten Wärmepumpen einfacher zu installieren sein. Die gezielte Nutzung von Werkzeugen und Methoden der Digitalisierung bzw. der künstlichen Intelligenz kann hierbei einen großen Beitrag leisten. 

Fazit: Wir brauchen mehr Wärmepumpen im Bestand!

Zur Zeit ist der Mangel an Fachkräften der Flaschenhals für die weitere Verbreitung von Wärmepumpen. Von daher ist es wichtig, jetzt mit der Qualifizierung zu beginnen, sei es in der Ausbildung oder in der beruflichen Weiterbildung. Heizöl und Erdgas sind in Deutschland immer noch mit weniger Steuern und Abgaben belastet als Strom. Mit der seit Januar 2021 geltenden CO₂-Bepreisung ändert sich das sukzessive. Ab 1. Juli 2022 entfällt zudem die EEG-Umlage. Auch das wirkt sich positiv auf die Betriebskosten einer Wärmepumpe aus. 

Zur Wärmepumpen-Beratung →

 

Zum Weiterlesen: Überblick über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen.

 

Die Inhalte unserer Wärmepumpen-Blogserie hat uns das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) zur Verfügung gestellt, wofür wir sehr herzlich danken!

Autor: Dr. Marek Miara, Wärmepumpen-Spezialist am Fraunhofer ISE (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme)