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Nachhaltiger AlltagEnergiewissenGreenwashing beim Strom: Ist jeder Ökostrom gut fürs Klima?

Greenwashing beim Strom: Ist jeder Ökostrom gut fürs Klima?

Um es gleich vorwegzunehmen: leider nein. Es gibt einen großen Unterschied zwischen „Ökostrom“ und echtem Ökostrom. Der eine ist nur grün angemalt – der andere hilft, das Klima zu schützen. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, mit denen Sie echten Ökostrom erkennen und nicht auf Strom-Greenwashing hereinfallen.

Greenwashing bei Strom: leider legal

Begriffe wie „Ökostrom“ oder „grüne Energie“ sind nicht geschützt. Es gibt also keine verbindlichen Standards und Kriterien – für Unternehmen sind die geltenden Regeln im Bereich Energie daher eine willkommene Gelegenheit, auch Strom aus Kohle und Co. als klimafreundlich zu vermarkten.

Eines der größten Probleme bei Ökostrom ist der (am Strommarkt legale und übliche) Handel mit Herkunftsnachweisen: Energieanbieter produzieren selbst Strom oder kaufen ihn an der Börse – mit oder ohne Ökostromanteil. Im nächsten Schritt kaufen sie für die Strommengen, auch wenn diese nicht aus erneuerbaren Energien stammen, grüne Nachweise – sogenannte Herkunftsnachweise – von sauberen Kraftwerken. Die Kraftwerke, von denen diese Nachweise stammen, können überall in Europa liegen und müssen nicht einmal über Stromleitungen mit Deutschland verbunden sein. Sie stehen meist in Norwegen, Schweden oder Island und sind schon Jahrzehnte in Betrieb.

Mit diesen Nachweise darf jede Art von Strom als „grün“ verkauft werden. Ganz egal, wie klimaschädlich er hergestellt wurde. Das ist Greenwashing für Strom, ermöglicht durch europäisches Recht. Denn Herkunftsnachweise belegen eben gerade nicht, dass der Stromtarif erneuerbare Energien fördert. Und sie bringen daher die Energiewende keinen Millimeter voran.

Strom-Greenwashing auf Unternehmensebene

Viele Energieriesen haben erkannt, dass immer mehr Menschen auf Ökostrom umsteigen wollen. Was also tun, wenn man vor allem für Kohlekraftwerke bekannt ist? Ganz einfach: Man gründet eine Tochterfirma und tritt unter anderem Namen als Lieferant für saubere Energie auf. Im besten Fall kauft man dann tatsächlich Strom aus erneuerbaren Energien, statt ihn mit Herkunftsnachweisen grün zu waschen. Ein Problem hat Ökostrom solcher Unternehmen aber selbst dann: Als Kund:in unterstützen Sie mit Ihrem Geld indirekt die Mutterunternehmen, die zum Beispiel auf Kohlekraftwerke setzen oder gar den Bau neuer Atomkraftwerke planen.

Siegel, Auszeichnungen und Empfehlungen

Ein guter Weg, um echten Ökostrom zu erkennen, sind Siegel, Auszeichnungen und Empfehlungen von unabhängigen Institutionen. Aber auch hier sollten Sie genauer hinsehen und sich darüber informieren, worauf die jeweiligen Organisationen bei der Vergabe achten. Geht es nur um die Stromherkunft oder müssen weitere Kriterien erfüllt werden? Auf welchem Weg und in welchem Umfang fördert der Anbieter tatsächlich die Energiewende? Denn auch unter den echten Ökostrom-Anbietern ist der Beitrag, der zum Ausbau der erneuerbaren Energien geleistet wird, sehr unterschiedlich. Das zeigt zum Beispiel der Ökostromreport von Robin Wood.

Auf unserer Website finden Sie Infos zu den Labeln und Siegeln für unseren echten Ökostrom und erfahren, welche Institutionen uns empfehlen.

Was ist also echter Ökostrom?

Zwei Green Planet Energy Mitarbeiter:innen stehen mit dem Rücken zur Kamera und blicken zu einer Windanlage. Sie tragen hellgrüne Jacken mit Green Planet Energy Logo darauf.

Die gute Nachricht: Wenn Sie mit Ihrem Strom wirklich etwas bewegen wollen, dann geht das. Einige Ökostromanbieter, wie Green Planet Energy, arbeiten aus Überzeugung an der Energiewende und verzichten auf Tricks und Täuschungen. So bekommen Sie echten Ökostrom, der garantiert aus umweltfreundlichen Energiequellen stammt – und tragen als Stromkund:in dazu bei, dass in die Erneuerbaren investiert wird.

Zu echtem Ökostrom wechseln

Ökostrom oder Lüge?
So erkennen Sie Greenwashing bei Strom

  Echter Ökostrom Schummel­strom
Strommix und Herkunft schnell auffindbare Liste mit Lieferanten­­kraftwerken

Berücksichti­gung von Naturschutz­aspekten bei der Auswahl der Lieferanten
keine oder sehr versteckte Informa­tionen zu den Lieferanten­­kraftwerken, aus denen der Strom direkt bezogen wird
Siegel und Empfehlungen empfohlen oder ausgezeichnet von unabhängigen Institutionen; zum Beispiel ok-power, TÜV oder OmniCert keine Siegel oder Auszeichnung­­­en

Auszeichnung­­en, die nichts mit der Stromqualität zu tun haben, etwa im Bereich Service
Unternehmen unabhängig von großen Energie­konzernen

keine Beteiligung an oder von Unternehmen, die klima­schädlich handeln
unternehmer­ische Verflecht­ungen mit Unternehmen, die Kohle- oder Atomenergie fördern – zum Beispiel als Tochter­gesellschaft

Profit­orientierung
Engagement Bau und Erhalt von Erneuerbare-Energien-Anlagen

Investition in Technologien und Infrastruktur für die Energiewende

Politisches Engagement für die Energiewende
Lobbyarbeit zum Beispiel für Laufzeit­verlängerung von Kohlekraft­werken

Klagen und Entschä­digungs­forderungen gegen Ausstieg aus fossilen oder Atomstrom

Unser Fazit

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Es gibt einige gute Versorger, die sich für die Energiewende einsetzen und echte Ökostromtarife anbieten – leider aber auch viele, für die vor allem der Profit zählt. Wenn Sie den Stromanbieter wechseln wollen, achten Sie darum auf den Strommix und die Herkunft, die Unternehmensstruktur, unabhängige Auszeichnungen und die Frage, ob sich das Unternehmen wirklich für die Energiewende engagiert.


FAQ – Häufige Fragen zu Greenwashing beim Strom

Wie kann aus konventionellem Strom Ökostrom werden?

Das geht leider ziemlich einfach – jedenfalls auf dem Papier und losgelöst von der Stromerzeugung. Wie das? Ein Anbieter kauft Strommengen aus Kohlekraftwerken oder an der Strombörse, besorgt sich dazu Herkunftsnachweise – zum Beispiel aus norwegischen Wasserkraftwerken – und darf ganz offiziell dreckigen „Ökostrom“ anbieten. Im Grunde ist das nicht anderes als legaler Etikettenschwindel.

Leisten Herkunftsnachweise einen Beitrag zur Energiewende?

Kurz gesagt: nein. Das Geld, das für die Nachweise gezahlt wird, fließt nicht in neue saubere Kraftwerke oder wichtige Energiewende-Technologien. Die Herkunftsnachweise stammen auch so gut wie nie aus Deutschland. Stattdessen profitieren vom Verkauf der Zertifikate oft Betreiber von norwegischen Kraftwerken, die schon lange am Netz sind – und es auch ohne unsere Unterstützung bleiben würden.

Welche Regeln gelten für Ökostromtarife bei Green Planet Energy?

Wir wurden 1999 von Greenpeace als Greenpeace Energy gegründet. Damals gab es schlicht keinen Ökostromanbieter, der aus Sicht der Umweltschutzorganisation grün genug war. Heute, als Green Planet Energy, gehören wir nicht mehr zu Greenpeace, sind unserer Gründerin aber immer noch eng verbunden. Darum erfüllen wir seit 25 Jahren (und in Zukunft – versprochen!) die Ökostrom-Kriterien von Greenpeace. Diese verbieten etwa Strom aus Atom- oder Kohlekraft, sehen einen stetig steigenden Anteil an Wind- und Solarenergie und die Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien vor. Dass wir die Kriterien erfüllen, lassen wir uns jedes Jahr von den unabhängigen Umweltgutachter:innen von OmniCert bestätigen.

Warum ist es so schwer, echten Ökostrom zu erkennen?

Nur wenige Stromkund:innen haben Lust, sich im Detail damit zu beschäftigen, wo ihr Strom herkommt. Das wissen auch die Energieversorger – und viele nutzen es für sich. Stromanbieter werben zum Beispiel mit Begriffen wie „grün“, „aus erneuerbaren Energiequellen“ oder eben „Ökostrom“ und gaukeln damit vor, dass sie grünen Strom beziehen. Auch, wenn er tatsächlich aus Kohlekraftwerken oder ausländischer Atomkraft kommt und nur mit Herkunftsnachweisen grün angemalt wurde.