Die Stromkennzeichnung: Was sie über euren Strom verrät – und was nicht
Wie setzt sich euer Strom zusammen? Die Stromkennzeichnung zeigt Herkunft & Energieträger – doch wie zuverlässig ist sie wirklich? Jetzt mehr erfahren!
Windkrafträder, Solarparks – und leider auch noch immer Kohlekraftwerke: Wo Strom produziert wird, ist klar. Aber wie sieht es mit dem Handel aus? Stromversorger sind schließlich nicht immer auch Kraftwerksbetreiber. Darum gibt es die Strombörse. Wir haben euch zusammengefasst, wie dort Energie ver- und gekauft wird und wie die Preisbildung abläuft.
Die Strombörse ist ein virtueller Marktplatz, an dem Strom gehandelt wird. Der Preis wird dabei von Angebot und Nachfrage bestimmt: viel Strom = niedriger Preis, wenig Strom = höherer Preis.
Die Teilnehmenden an der Strommarkt-Börse sind Produzenten, Energiehändler, Energielieferanten und Netzbetreiber. Eine Besonderheit ist, dass die Marktteilnehmenden an der Strombörse anonym bleiben. Zudem wird nur mit Graustrom gehandelt – es lässt sich also nicht nachvollziehen, wie und wo der gehandelte Strom produziert wurde. Graustsrom bezeichnet übrigens elektrische Energie, deren Herkunft unklar ist.
Der größte Stromhandelsplatz in Kontinentaleuropa ist die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig. Hier findet der Handel auf dem „Terminmarkt” statt. Daneben gibt es die EPEX Spot in Paris, wo der Handel auf dem „Spotmarkt” stattfindet. (Die Unterschiede erklären wir weiter unten in diesem Artikel.) Für den deutschen Strommarkt sind dies die beiden wichtigsten Handelsplattformen.
Strom kann aber nicht nur am börslichen Elektrizitätsmarkt ver- und gekauft werden. Darüber hinaus gibt es den so genannten Over-the-Counter-Handel (OTC), der den größten Teil des Stromhandels ausmacht. Hier schließen Anbieter und Abnehmer direkte Verträge miteinander. Die Preise orientieren sich dabei aber dennoch an denen an der Börse. Denn wären sie deutlich günstiger, gäbe es für Produzenten kaum einen Anreiz, ihren Strom nicht einfach dort zu verkaufen.
Wir beschaffen unseren gesamten Strom direkt von Lieferanten aus Deutschland und Österreich – und nie von anonymen Anbietern an der Strommarkt-Börse. Nur so können wir sicherstellen, euch immer echten Ökostrom anzubieten.
Zu echtem Ökostrom wechselnDie Strombörse trägt dazu bei, dass der Energiemarkt funktionsfähig und stabil ist. Weil hier Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen, bildet sich ein transparenter und marktgerechter Strompreis. Zudem fördert die Strombörse den Wettbewerb, was für günstigere Preise sorgt. Darüber hinaus spielt die Börse auch für die Netzstabilität und Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle, weil hier Überangebote oder fehlende Mengen auch kurzfristig ausgeglichen werden können.
Damit euer Stromanbieter euch versorgen kann, muss er den Strom zunächst selbst beschaffen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: den Einkauf über die Handelsplattformen der Strombörse oder über den OTC-Handel direkt mit den Stromlieferanten. Darüber hinaus müssen Stromversorger auch entscheiden, wann sie wie viel der benötigten Mengen kaufen.
Wir beschaffen den Großteil unseres Stromportfolios langfristig, um kurzfristige Preisspritzen auf den Strommärkten zu umgehen und unsere Kund:innen immer sicher zu versorgen. Aber wir haben auch flexible Stromtarife im Portfolio, für die wir bewusst kurzfristig beschaffen. Bei Ökostrom vario und Ökostrom flex orientieren sich die Konditionen am aktuellen Börsenpreis für Strom und ändern sich monatlich bzw. stündlich. So können Kund:innen indirekt an den Bewegungen an der Strombörse teilhaben.
Termin- und Spotmarkt sind die zwei Marktformen der Strombörse.
Der Terminmarkt findet insbesondere an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig statt. Er dient dem langfristigen An- und Verkauf von Strommengen.
Anders gesagt: Zukünftige Leistungen werden hier zu einem aktuellen Preis gehandelt. Dabei wird unterscheiden zwischen Tages-, Wochen-, Wochenend-, Monats-, Quartals- und Jahresprodukten – je nachdem, für wie weit in die Zukunft ver- oder eingekauft wird. An der Börse heißen diese Produkte „Futures“ („Week-Futures“, „Month-Futures“ etc.). Die größte Herausforderung für Stromversorger liegt am Terminmarkt also in der Lastprognose: Sie müssen möglichst genau schätzen, wie viel Strom ihre Kund:innen verbrauchen werden.
Der Spotmarkt findet vor allem an der EPEX Spot in Paris statt. Hier wird Strom für den kurzfristigen Bedarf gehandelt. So können Überschüsse und Unterdeckungen ausgeglichen werden. Am Spotmarkt wird zwischen dem Day-Ahead- und Intraday-Handel unterschieden. Day-Ahead-Handel meint dabei die Strombeschaffung für den Folgetag und umfasst meist einzelne oder mehrere volle Stunden, also zum Beispiel den Zeitraum von 7 bis 9 Uhr morgens. Der Intraday-Handel ist noch kurzfristiger angelegt. Er bezieht sich auf die Beschaffung für den laufenden Tag und kann auch kürzere Zeiträume wie zum Beispiel nur 15 Minuten umfassen.
Strom ist ein grenzübergreifendes Produkt. Auch Deutschland betreibt Energiehandel mit unterschiedlichen (Nachbar-)Ländern wie Österreich, der Schweiz, Norwegen oder Dänemark. Dabei werden Stromimporte und -exporte durch sogenannte Koppelpunkte ermöglicht, die die Netze physisch verbinden. Der europäische Binnenmarkt spielt dabei eine wichtige Rolle, da er einen flexiblen Austausch von Energie zwischen den Ländern fördert.
Übrigens: Der europäische Stromhandel ist auch der Grund dafür, dass im deutschen Strommix trotz des Atomausstiegs noch immer ein kleiner Anteil an Kernenergie, meist aus Frankreich, zu finden ist. Ein aufschlussreiches Bild darüber, wie wir mit unterschiedlichen Ländern handeln, gibt zum Beispiel das Energy Chart des Fraunhofer Instituts.
An der Strombörse gibt es verschiedene Akteure, die in unterschiedlichen Rollen am Stromhandel teilnehmen. Dies sind:
Wie auch auf anderen Markt- und Handelsplätzen regeln an der Strombörse das Stromangebot und die Stromnachfrage die Preisbildung. Allerdings kommt hier eine regulatorische Besonderheit hinzu: die so genannte Merit-Order. Sie legt fest, in welcher Reihenfolge welcher Strom verkauft werden darf: von günstig bis teuer. Erneuerbare Energien kosten wenig und sind darum meist zuerst an der Reihe. Allerdings reichen sie in der Regel noch nicht aus, um den gesamten Strombedarf zu decken. So werden nach und nach immer teurere Anlagen wie zum Beispiel Kohle- oder Gaskraftwerke zugeschaltet. Der Preis, den das letzte zugeschaltete Kraftwerk aufruft, wird als aktueller Börsenpreis für Strom festgesetzt – und zwar für alle Anbieter, also auch für die, die eigentlich günstiger angeboten hätten.
Auch, wenn wir noch nicht bei 100 % Erneuerbaren im Stromnetz angekommen sind: Die Energiewende wirkt sich schon heute auf die Strombörse und -preise aus. Denn je größer das Angebot an (grünem) Strom ist, desto niedriger ist der Marktpreis. Im Sommer spielt hier Photovoltaik die größte Rolle, in den Wintermonaten ist es die Windenergie.
Wegen des Merit-Order-Prinzips (siehe oben) bestimmt immer das teuerste der Kraftwerke, das zur Deckung des Strombedarfs benötigt wird, den einheitlichen Marktpreis an den Strombörsen. Leider ist das aktuell oft ein teures Kohle- oder Gaskraftwerk. Daher gilt: Jede Kilowattstunde Strom aus Erneuerbaren Energien senkt den Börsenstrompreis.
Fossile Energie ist also nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch fürs Portemonnaie. Denn obwohl grüner Strom deutlich günstiger produziert wird, können die Lieferanten ihn nicht immer auch günstig anbieten.
Egal, wer euer Stromversorger ist und wie dieser Strom beschafft: Die Börsenstrompreise beeinflussen auch eure Stromkosten.
Das gilt auch für Kund:innen von Green Planet Energy. Obwohl wir keinen Strom an der Börse kaufen, sondern ausschließlich direkt bei sauberen Kraftwerken, orientieren die Preise sich immer am Börsenpreis für Strom. Durch die langfristigen Verträge, die wir mit den Anbietern schließen, bekommt ihr Änderungen in normalen Stromtarifen aber nur mit Verzögerung mit.
Einen viel schnelleren Einfluss auf eure Stromkosten hat die Börse, wenn ihr einen variablen oder dynamischen Tarif nutzt. Hier ändern sich die Arbeitspreise monatlich oder sogar stündlich.
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In 2025 wurde Strom für das Jahr 2026 für Preise zwischen 68 und 100 €/MWh gehandelt. Umgerechnet sind das 6,2 bis 10 ct/kWh.
Nur Unternehmen, die bestimmte Zulassungsbedingungen erfüllen, dürfen an der Börse direkt handeln. Die gute Nachricht: Über dynamische Tarife wie Ökostrom flex könnt ihr direkt an den Börsenpreisschwankungen teilhaben.
Zum dynamischen StromtarifAuch hier gilt: Nur Unternehmen, die bestimmte Zulassungsbedingungen erfüllen, können Strom an der Börse verkaufen. Für überschüssigen Solarstrom, der aus privaten PV-Anlagen ins Netz fließt, gibt es eine Einspeisevergütung vom Netzbetreiber.
Gas kann als Energieträger nicht nur fürs Heizen verwendet werden, sondern auch, um Strom zu erzeugen. Im deutschen Strommix sind aktuell rund 14 Prozent Strom aus Gaskraftwerken enthalten. Aufgrund der Merit-Order (siehe oben) kann darum auch der Gaspreis den Strompreis am Markt mitbestimmen.