Erneuerbare Wärme für die Ukraine: Grüner Wiederaufbau in Trostjanez

Ein warmes Zuhause ist mehr als vier Wände und eine funktionierende Heizung. Es bedeutet Sicherheit, Alltag, ein Stück Normalität. In der ostukrainischen Stadt Trostjanez, rund 35 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, ist es genau das, was seit dem russischen Angriffskrieg fehlt. Umso bedeutender ist ein Projekt, das dort nun zeigt, wie Wiederaufbau auch anders gehen kann: klimafreundlich, unabhängig – und selbst unter schwierigsten Bedingungen zukunftsweisend. 

Gemeinsam mit Greenpeace und der Stadt Trostjanez hat Green Planet Energy ein Modellprojekt für nachhaltige Wärmeversorgung umgesetzt. Ein fünfstöckiger Wohnblock mit 60 Wohnungen, der 2022 während der russischen Besatzung schwer beschädigt wurde, ist heute vollständig saniert und wird erstmals in der Ukraine komplett mit erneuerbarer Wärme versorgt.

Inhalt

Ein Wohnhaus wird zum Vorzeigeprojekt für erneuerbare Wärme

Seit Ende 2023 wurde das Gebäude nicht nur instandgesetzt, sondern auch energetisch umfassend modernisiert. Wo früher ein konventionelles Heizsystem stand, arbeitet heute ein intelligentes Zusammenspiel aus Geothermie, Wärmepumpen und Solarstrom. Fünf große Wärmespeicher mit jeweils rund 2.000 Litern Fassungsvermögen sorgen dafür, dass die Wärme genau dann verfügbar ist, wenn sie gebraucht wird. Ein Hochleistungs-Wärmetauscher liefert zuverlässig warmes Wasser für alle Wohnungen. 

Die Investitionssumme für das neue Heizsystem beträgt rund 218.000 Euro – gut investiertes Geld, denn das Gebäude ist damit unabhängig von fossilem Gas. Das ist in der Ukraine aktuell von enormer Bedeutung: Noch immer stammen etwa 70 % der Wärmeversorgung aus Erdgas. Gleichzeitig greift Russland seit Herbst 2025 wieder verstärkt zivile Infrastruktur an und große Teile der Gasversorgung sind bereits ausgefallen. Für viele Menschen bedeutet das: kalte Wohnungen und unsichere Winter. Trostjanez setzt dem etwas entgegen – mit erneuerbarer Energie vor Ort.

Versorgt die Bewohner:innen zuverlässig mit grüner Wärme: Modernes Heizsystem aus Geothermie, Wärmepumpe und Solarstrom. Foto: © Ivan Canabrava Kick Stokvis / Greenpeace

Erneuerbar statt erpressbar: Grüne Wärme bedeutet Sicherheit

Das Projekt zeigt, warum dezentrale und erneuerbare Lösungen gerade in Krisenzeiten so wichtig sind. Wärmepumpen, Geothermie und Solarstrom machen das Haus widerstandsfähiger gegen Angriffe auf zentrale Infrastruktur. Die Energie kommt nicht aus weit entfernten Leitungen, sondern aus dem Boden unter dem Gebäude und von der Sonne. 

Zum ersten Mal wird in der Ukraine ein großes Wohngebäude vollständig mit dieser Kombination aus erneuerbaren Technologien beheizt. Was hier entsteht, ist mehr als ein Einzelfall: Es ist eine Blaupause.

Vom Einzelprojekt zur Blaupause für den Wiederaufbau

Trostjanez denkt weiter. Die Stadt hat bereits 2023 einen „Masterplan für einen grünen Wiederaufbau“ entwickelt. Ziel ist es, nachhaltige Wärmeversorgung in großen Wohngebäuden zum Standard – und die Stadt zu einem Modell für andere Kommunen in der Ukraine zu machen. 

Trotz der Nähe zur Front und wiederholter Angriffe ist die Einwohnerzahl in Trostjanez zuletzt sogar gestiegen. Menschen kommen zurück. Der Wiederaufbau ist ein Zeichen: Wir bleiben. Und wir bauen es besser wieder auf als zuvor. 

Bürgermeister Yuriy Bova bringt es auf den Punkt: Der Umstieg auf erneuerbare Energien gibt den Menschen nicht nur Wärme, sondern auch das Gefühl eines geschützten Zuhauses. Ein Zuhause, das unabhängig ist und damit ein Stück sicherer.

Vollständig erneuert: das Mehrfamilienhaus in Trostjanez. Foto: © Ivan Canabrava Kick Stokvis / Greenpeace

Trostjanez' Bürgermeister Yuriy Bova (links). Foto: © Ivan Canabrava Kick Stokvis / Greenpeace

Finanziert durch Solarstrom plus: Solidarische Energiewende wirkt konkret

Dass dieses Projekt umgesetzt werden konnte, liegt auch an den Kund:innen von Green Planet Energy. Finanziert wurde es über den Fördertarif Solarstrom plus. Mit diesem Tarif unterstützen unsere Kund:innen gezielt Projekte, die die Energiewende voranbringen und erneuerbare Lösungen dort ermöglichen, wo sie besonders gebraucht werden. 

In Trostjanez heißt das: Solarstrom aus dem Fördertarif trägt dazu bei, dass Wärme aus Wärmepumpen und Geothermie entstehen kann. Ein direkter Zusammenhang zwischen solidarischer Energieversorgung hier und konkreter Hilfe vor Ort. 

Möglich wurde das Projekt außerdem durch die Umweltstiftung Greenpeace als zentralem Förderpartner sowie durch die Expertise von IC Ukraine und CES Clean Energy Solutions. Sie begleiteten das Vorhaben von Beginn an und lieferten wichtige Grundlagen für die nachhaltige Stadtentwicklungsstrategie.

Ein Blick nach vorn: Was das Projekt zeigt

Der Wiederaufbau der Ukraine wird eine der großen Aufgaben der kommenden Jahre sein. Dieses Projekt zeigt, dass es dabei nicht darum gehen darf, alte fossile Strukturen einfach zu ersetzen. Sondern darum, gleich auf Lösungen zu setzen, die langfristig bezahlbar, klimafreundlich und unabhängig sind. 

Das Wohnhaus in Trostjanez steht heute warm da – als Ort zum Leben, nicht nur zum Überleben. Es zeigt, was möglich ist, wenn europäische Unterstützung, lokales Engagement und erneuerbare Technologien zusammenkommen. 

Für uns bei Green Planet Energy ist dieses Projekt ein starkes Zeichen: Eine sichere und friedliche Zukunft ist erneuerbar. Und sie beginnt dort, wo Menschen auch unter schwierigsten Bedingungen nicht aufgeben, sondern neu anfangen – mit Energie, die bleibt.

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