Carsten: Nachhaltigkeit bedeutet für mich, seine ganze Lebensweise möglichst umweltfreundlich, ressourcenschonend, fair gegenüber anderen Menschen dieser Erde und natürlich vegan zu gestalten. Dabei verfalle ich zwar nicht in blinden Aktivismus und verzichte auf alle Annehmlichkeiten, welche das Leben bietet, aber ich hinterfrage meine Konsumentscheidungen so gut es nur geht und richte diese dann möglichst nachhaltig aus. Eine nachhaltige Lebensweise scheint zwar auf den ersten Blick ausschließlich positiv, kann aber für andere Menschen, deren Leben von der Produktion nicht-nachhaltiger Konsumgüter abhängt, durchaus existenzbedrohend sein. So muss man versuchen, alle Seiten dieser „Medaille“ zu betrachten und dabei trotzdem den stetigen Wandel als Ziel im Auge behalten. Ein Wandel der Gesellschaft hin zur Nachhaltigkeit kann nicht in einer solch kurzen Zeit geschehen, wie wir es uns wünschen. Trotzdem müssen wir daran festhalten und unser Bestes geben, diesen Wandel fair für alle Menschen herbeizuführen.
Dirk: Nachhaltigkeit bedeutet für mich, einen Fokus auf Langfristigkeit zu legen: nur so viele Ressourcen aus einem System zu verwenden, wie innerhalb des Systems regelmäßig nachwachsen können. Ob das die Interaktion mit unserer natürlichen Umwelt und damit unserer Lebensgrundlage betrifft, oder auch das Verhältnis zwischen Berufsleben und Privatleben. Auch wir müssen mit unseren persönlichen Ressourcen nachhaltig wirtschaften, um Überforderung zu vermeiden.
Warum ist Euch Nachhaltigkeit im Beruf wichtig?
Carsten: Weil der Wunsch, Veganer Ernährungsberater zu werden, ein Teil meines Lebens und nun mein Beruf ist. Das Streben zu mehr Nachhaltigkeit macht ja nicht vor dem Schreibtisch halt. Außerdem will ich diese Nachhaltigkeit meinen Kund:innen gegenüber glaubhaft vermitteln.
Dirk: Ich bin Kind der späten 80er-Jahre und habe vor, noch viele Jahre auf unserem blauen Planeten zu verbringen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, einen Großteil meiner Zeit mit Tätigkeiten zu verbringen, die diesen Planeten für mich bewohnbar halten. Meinen privaten Konsum möchte ich ebenso nachhaltig gestalten wie meine Berufswahl.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Euch im Beruf? Inwiefern würdet Ihr Eure Berufe als nachhaltig bezeichnen?
Carsten: Veganer Ernährungsberater zu werden ist nachhaltig, weil dies ein Instrument ist, um Menschen über eine nachhaltigere Lebensart aufzuklären, zu informieren und auf dem Weg dorthin zu begleiten. Dies alles muss natürlich mit Bedacht erfolgen und darf nicht über Zwang oder das Einreden eines schlechten Gewissens erfolgen. Die Kund:innen sollen das Gefühl haben: „Ja, das habe ich verstanden, es tut mir gut und es ist gut für andere – das will ich so beibehalten.“
Dirk: Ich arbeite im Geschäftskundenvertrieb bei Green Planet Energy und habe deswegen Tag für Tag Kontakt mit Unternehmer:innen. Ich möchte sie davon überzeugen, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien besonders stark dazu beitragen kann, den Klimawandel auszubremsen. Auch in der Gestaltung der Beziehungen zu Kund:innen ist es mir wichtig, auf langfristige Partnerschaften zu setzen, statt auf schnelle Abschlüsse. Einige Unternehmen begleiten uns schon seit 20 Jahren auf dem gemeinsamen Weg zu einer grüneren Zukunft. Für mich ist es quasi „bezahlte Ehrenamtlichkeit“, diese Überzeugungsarbeit leisten zu dürfen.
Wann ist Euch bewusst geworden, dass Ihr Euch einen nachhaltigen Beruf wünscht?
Carsten: Der Wunsch, durch die Ausbildung bei ecodemy Veganer Ernährungsberater zu werden, ist eigentlich im Corona-Lockdown entstanden. Dadurch bedingt hatte ich viel Zeit und habe darin eine ideale Ergänzung zu meiner veganen Lebensweise erkannt.
Dirk: Ich habe 2014 ein halbes Jahr in Tokyo, Japan, gelebt und dort viel darüber nachgedacht, welche Werte mir persönlich wichtig sind. Ich wollte nicht (mehr) dazu beitragen, dass Lebewesen für mein Überleben oder meinen Genuss ausgebeutet werden. Mit der damaligen Entscheidung ging Vegetarismus, kurz danach Veganismus, und eine generelle Hinterfragung meiner Lebensweise einher. Durch meinen Studiengang „Ernährungswissenschaften“ könnte ich vermutlich auch Veganer Ernährungsberater werden – habe aber den Schwerpunkt „Markt & Konsum“ gewählt. So war ich dafür qualifiziert im Management von Handelsunternehmen der Lebensmittelbranche zu arbeiten – Kühlregale mit toten Tieren füllen zu lassen konnte ich mir aber nicht mehr vorstellen. Ich bin sehr froh, den Quereinstieg in den Sektor der erneuerbaren Energien geschafft zu haben.