Als 1967 im Vietnamkrieg Bomben das Land verwüsteten, starben dort tausende Kinder oder wurden schwer verletzt und traumatisiert. Eine Gruppe engagierter Menschen in Deutschland wollte dem nicht tatenlos zusehen und startete eine spontane Hilfsaktion. Daraus entstand das Kinderhilfswerk terre des hommes – unabhängig von Regierungen, Wirtschaft, Kirchen oder Parteien.Heute, mehr als 55 Jahre später, setzen wir uns gemeinsam mit über 1.600 ehrenamtlichen Mitgliedern und vielen Unterstützer:innen gegen Armut, Ungerechtigkeit und für die Rechte von Kindern ein: im letzten Jahr mit 379 Projekten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa.
Dabei entsenden wir keine Helfer:innen, sondern unterstützen in den Projektländern einheimische Organisationen. Kinder und Jugendliche werden dabei aktiv in die Projektarbeit einbezogen.
terre des hommes fordert, dass Kinder in einer gesunden Umwelt aufwachsen, damit sie eine echte Lebensperspektive haben. Für dieses Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt kämpfen wir schon seit mehr als zehn Jahren. In Anerkennung dessen wurde terre des hommes als offizieller Partner des Kinderrechtsausschusses beauftragt, wesentliche Inhalte für den General Comment zusammenzutragen – und dafür einen der bisher größten Kinder-Partizipationsprozesse auf UN-Ebene zu organisieren.
Was ist an dem Entschluss des UN-Ausschusses so neuartig?
Die UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) ist von 1989, also schon über 30 Jahre alt. Inzwischen haben sich die Problemlagen für Kinder und auch deren Wahrnehmung natürlich gewandelt. Umwelt- und Klimaschutz haben heute eine ganz andere Relevanz als damals. Der UN-Ausschuss für Kinderrechte veröffentlicht darum regelmäßig Rechtskommentare, die die UN-KRK neu auslegen. Bislang war im Grunde unklar, ob und inwieweit die Kinderrechte auf Umwelt -und Klimaschutz anwendbar sind. Das hat der Ausschuss jetzt definiert: Alle Kinderrechte, wie z.B. die auf Leben, Gesundheit, Wasser oder Nahrung, können von Umweltproblemen betroffen sein und müssen durch die Vertragsstaaten der UN-KRK – das sind fast alle Staaten der Welt – geschützt und gewährleistet werden. Gleichzeitig brauchen Kinder Umweltbildung und das Recht, sich zu Umweltfragen zu äußern. Und weil die Konsequenzen der Umweltkrise für Kinder so weitreichend sind, hat der Ausschuss hinzugefügt, dass jedes Kind das Recht hat, in einer gesunden und intakten Umwelt aufzuwachsen. Dieses Recht bündelt also alle kinderrechtlichen Ansprüche auf Umweltschutz.
Welche Bedeutung hat der Entschluss für Kinderrechte in der Praxis?
Das kommt darauf an ...Die Staaten, die die UN-KRK unterschrieben haben, sind dazu aufgerufen, die Vorgaben des Ausschusses für Kinderrechte zu berücksichtigen. Ob sie es wirklich tun, steht auf einem anderen Blatt. Deshalb ist auch die Arbeit von Organisationen wie terre des hommes so wichtig, weil wir Regierungen an ihre Verpflichtungen erinnern und sie dazu bringen, Umwelt- und Klimaschutz so zu gestalten, dass Kinder im Zentrum ihres Handelns stehen.
Wie hat terre des hommes sich in den Prozess eingebracht?
Die Idee für ein ökologisches „Update“ der Kinderrechtskonvention stammt von uns. Wir haben den UN-Ausschuss von Anfang an dabei unterstützt, alle betroffenen Akteure anzuhören, Informationen aufzubereiten und dann eben auch den Text zu verfassen.