Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie schnell eine idealistische Vorstellung am alltäglichen Leben scheitern kann. Alleine wenn man sich die Gemüseabteilungen in den Supermärkten anschaut. Alles voller Plastik. Darauf zu verzichten, wird einem wirklich schwer gemacht. Wie gehst Du damit um? Vielleicht hast Du ein paar Tipps für uns?
Olga: Unterstützt wird es nicht gerade, dass stimmt. Mit der Zeit findet man aber heraus, wo man hingehen muss, um unverpacktes Gemüse zu bekommen. Märkte und Bioläden sind eine gute Anlaufstelle. Allerdings würde ich immer darauf achten, dass es Bio-Gemüse ist, selbst wenn es verpackt ist. Die konventionelle Landwirtschaft hat einen weitaus negativeren Effekt als die Verpackung. Da ist noch alles lose. Mitgebrachte Stoffsäckchen können die Tüten ersetzten.
Gibt es denn etwas – gleich aus welchem Alltagsbereich – wo es selbst Dir nicht möglich ist, komplett müllfrei zu sein?
Olga: Komplette Müllfreiheit gibt es nicht. Wenn man bedenkt, dass alle Gegenstände, die wir nutzen, auch Kleidung, Handys, Möbel und Fahrradschläuche irgendwann zu Müll werden, wird das schnell deutlich. Deshalb geht es bei Zero Waste auch nicht nur um das Vermeiden von Verpackungsmüll und Einwegprodukten. Es geht mit einem deutlich reduzierten Konsum einher. Der Müll ist nämlich nur das sekundäre Problem. Die Verschwendung unserer Ressourcen ist noch viel wesentlicher. Deshalb habe auch ich noch Müll, aber deutlich weniger als die 618 kg, die der Durchschnittsbürger im Jahr hinterlässt.
Kölns erster Unverpackt Laden
Du betreibst gemeinsam mit Deinem Mann Gregor und Deiner Partnerin Dinah „Tante Olga“, Kölns ersten Unverpackt Laden. Ganz offensichtlich mit großem Erfolg. Der Weg dahin wird aber sicher nicht ganz ohne Aufregung verlaufen sein?
Olga: Nein, überhaupt nicht. Wir sind alle Quereinsteiger und kannten uns mit dem Lebensmittelhandel gar nicht aus. Unsere Kunden verzeihen uns die Lernphase, weil wir um das Know How, wie man Müll vermeiden kann umso mehr Expertise und Erfahrung mitbringen. Auch fehlten uns jegliche finanzielle Mittel zur Umsetzung. Lediglich durch die große Unterstützung zahlreicher Spender war es uns möglich, diesen Schritt zu gehen, der nun so vielen Menschen ermöglicht, unverpackt einzukaufen und von Zero Waste zu lernen.
Mittlerweile plant Ihr Euren zweiten Laden in Köln Nippes. Habt Ihr darüber hinaus weitere Pläne mit der „Tante Olga“?
Olga: Mit Tante Olga erstmal nicht. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn etwas Ruhe einkehrt. Ich persönlich arbeite gerade an meinem zweiten Buch und mit der von mir gegründeten Initiative Zero Waste Köln daran, dass Köln zu einer Zero Waste Stadt wird.
In den vergangenen Wochen wart Ihr regelmäßig im Hambacher Forst und habt gegen die Abholzung durch die RWE protestiert. Wie habt Ihr die letzten Wochen dort erlebt?
Olga: Extrem bewegend. Ich bin heulend durch den Wald gelaufen, bei dem Anblick dieser gigantischen Polizeimaschinerie und all diesen Menschen, die so viel aufs Spiel setzten, um sich für den Wald und für ein komplettes gesellschaftliches Umdenken einsetzten. Für den Ausstieg aus der Kohle, für die soziale Gerechtigkeit, für ein Ende des Wachstums und der Lobbyhörigkeit. Ich bin gerade diesen Menschen so dankbar, was sie für unser aller Zukunft leisten!
Olga, wir danken Dir vielmals für Deine Zeit und wünschen Euch viel Erfolg für Eure Crowdfunding Kampagne.