Der Kohleausstieg ist zwar politisch beschlossen. Aber die Abschaltung der schmutzigen Kohlemeiler geht zu langsam.
Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass Deutschland schon im Jahr 2030 komplett aus der Kohleverstromung aussteigt. Denn ein weniger ambitionierter Ausstiegsfahrplan wäre zu langsam für echten Klimaschutz - aber auch zu ineffizient und zu teuer.
Als engagierte Ökoenergiegenossenschaft haben wir zahlreiche wissenschaftliche Analysen und Berechnungen vorgelegt, die deutlich machen, warum ein Ende der Kohleverbrennung bereits bis 2030 alternativlos ist – und wie dieser Ausstieg auch unter neuen geopolitischen Rahmenbedingungen und Herausforderungen umgesetzt werden kann.
Denn nur mit deutlich ambitionierterem Tempo haben wir noch eine Chance, die Erderhitzung mit ihren auch hierzulande immer dramatischeren Folgen wirklich einzudämmen. Und: Ein schnellerer Kohleausstieg bringt auch den dringend benötigten Ausbau der Erneuerbaren Energien voran - und spart immense Kosten für die Allgemeinheit.
"Idealerweise" reicht uns nicht
Allerdings muss das Ende der Kohleverstromung in jedem Fall bis spätestens 2030 umgesetzt werden - und nicht nur "idealerweise", wie die Ampel-Koalitionsparteien immer wieder gerne einschränken. Denn nur mit mehr Tempo haben wir noch eine Chance, die Klimaziele von Paris zu erreichen.
Hier haben wir zahlreiche Fakten, Info-Materialien und Studien der letzten Jahre zusammengestellt, damit Sie sich selbst ein Bild machen können, warum wir schneller aus der Kohleverstromung aussteigen müssen.
Hier finden Sie alle relevanten Infos
CO2-Zertifikate löschen, um Klimawirkung des Kohleausstiegs zu sichern
Damit der deutsche Kohleausstieg seine positive Klimawirkung voll entfalten kann, muss die Bundesregierung die Emissionsrechte stillgelegter Kohlekraftwerke vollständig vom Markt nehmen lassen. Das ist das Fazit einer neuen Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy. Bis Ende Dezember kann das noch für die im Jahr 2022 stillgelegten Kraftwerke passieren. Die Bundesregierung muss dringend ein Verfahren hierfür einführen.
Braunkohlestrom mindestens dreimal so teuer wie erneuerbarer Strom
14.9.2023
Aus Braunkohle erzeugter Strom kostet die Gesellschaft um ein Vielfaches mehr als Strom aus Erneuerbaren Energien. Dies zeigt eine neue Studie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy. Die Studie beziffert die tatsächlichen Kosten der Braunkohleverstromung auf rund 26 Cent pro Kilowattstunde. Wind- und Solarstrom kosten in Deutschland hingegen nur zwischen sechs und zehn Cent pro Kilowattstunde.
Trotz Kohleausstieg erhalten Konzerne weiterhin Förderung in Milliardenhöhe
Trotz des politisch vereinbarten Kohleausstiegs in Deutschland erhalten Kohlekonzerne weiterhin hohe Subventionen. Allein 2022 wurden der Abbau von Braunkohle und die Stromerzeugung daraus von der Allgemeinheit mit rund 1,7 Milliarden Euro gefördert – davon kommen 1,2 Milliarden direkt aus dem Staatshaushalt. Das sind die Ergebnisse einer neuen Analyse des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS)
Bundesregierung muss dafür sorgen, dass CO2-Zertifikate für stillgelegte Kohlemeiler gelöscht werden
Bis zu 800 Millionen Euro Steuergeld wurden 2021 aufgewendet, um Kohlemeiler abzuschalten. Dies zeigen Berechnungen des Energiemarkt-Analysehauses enervis im Auftrag des Ökostromanbieters Green Planet Energy. Einen positiven Klimaschutzeffekt haben die Abschaltungen bislang allerdings noch nicht. Grund dafür ist, dass die Bundesregierung es unterlassen hat, die durch die Stilllegungen freigewordenen Emissionsrechte für den CO2-Ausstoß fristgerecht zur Löschung auf EU-Ebene anzumelden und sie so dem Markt zu entziehen.
15,8 Millionen Tonnen zusätzliche CO2-Emissionen durch Kohlekraftwerke im Jahr 2022
9.2.2023
Der intensive Einsatz deutscher Kohlekraftwerke im vergangenen Jahr hat zu zusätzlichen Emissionen von 15,8 Megatonnen CO2 geführt. Das zeigt eine Kurzstudie des Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy. Laut der Studie handelt es sich um echte Mehremissionen, weil der europäische Emissionshandel aufgrund seiner Regeln hier keinen Ausgleich bewirkt.
Wie der ideale Kohleausstieg bis 2030 funktionieren kann
Deutschland kann trotz einer Abkehr von russischen Energierohstoffen bis zum Jahr 2030 komplett aus der Kohleverstromung aussteigen – bei voller Versorgungssicherheit. Zudem lässt sich der CO2-Ausstoß dabei sogar noch deutlich absenken. Voraussetzung dafür ist, dass die Erneuerbaren Energien zugleich unter Hochdruck ausgebaut werden. Das sind die Kernergebnisse einer neuen Studie des Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag von Green Planet Energy.
Im Sinne eines größtmöglichen Klimaschutzeffekts schlägt Energy Brainpool unter anderem eine konkrete Abschaltreihenfolge für die deutschen Kohlekraftwerke vor: Zuerst stillgelegt werden müssen demnach besonders ineffiziente, schmutzige Braunkohlemeiler, während am Ende der vorgeschlagenen Abschaltliste modernere Steinkohlekraftwerke mit hohem Wirkungsgrad stehen. Durch diese für den Klimaschutz optimierten Abschaltreihenfolge können laut Studie bis zu 310 Millionen Tonnen CO2-Emissionen zusätzlich eingespart werden.
So geht der klügere Kohleausstieg!
Neben einem früheren Ausstiegsdatum für die Kohle muss die neue Bundesregierung weitere Maßnahmen für einen effizienteren Kohleausstieg auf den Weg bringen: So sollte sie etwa eine auf die Klimaschutzwirkung hin optimierte Abschaltreihenfolge der Kohlekraftwerke festlegen. Zudem ist ein wirkungsvoller nationaler CO2-Mindestpreis dringend erforderlich. Eine weitere Stellschraube für einen ambitionierten Kohleausstieg bietet die Ausgestaltung der so genannten „Sicherheitsreserve“. Das Analyse-Institut Energy Brainpool hat in unserem Auftrag diese und weitere Maßnahmen für einen klügeren Kohleausstieg zusammengestellt.
Kohleersatz: Fossile nicht durch Fossile ersetzen!
In den Koalitionsverhandlungen sind unter anderem neue Gaskraftwerke im Gespräch. Auch der bereits geltende „Kohleersatzbonus“ fördert finanziell die Umrüstung von Kohlemeilern auf Gas. Für den Bonus werden vom Bund insgesamt maximal 1,8 Mrd. Euro pro Jahr in Form von
zu beantragenden Einmalzahlungen bereitgestellt. Das Problem: Weil die verbindlichen Anforderungen fehlen, können so fossile Energieträger wie Kohle einfach durch andere Fossile wie Erdgas ersetzt werden. Im Sinne des Klimaschutzes müssen neue Kraftwerke fit sein für eine erneuerbare Zukunft!
So schmutzig sind deutsche Kohlemeiler wirklich
Mit den - oft schon vor ihrem geplanten Ausstieg unwirtschaftlichen - Kohlekraftwerken haben wir schlechte Karten, wenn es darum geht, unsere Klimaziele zu erreichen. Das Analyse-Institut Energy Brainpool hat mithilfe einer Simulationssoftware Zahlen zum CO2-Ausstoß deutscher Kohlemeiler modelliert. Die daraus resultierenden Klimaschadenskosten, die in hier hinterlegten Kraftwerks-Steckbriefen zu finden sind, basieren auf der Schätzmethode des Umweltbundesamtes (UBA).
Schneller Ökostrom-Ausbau kann Strompreise senken
Derzeit sind die Strombörsenpreise extrem hoch – wegen starker Preissteigerungen am weltweiten Energiemarkt. Eine Analyse von Energy Brainpool zeigt: Ein schnellerer Erneuerbaren-Ausbau parallel zum Kohleausstieg kann die Strompreise spürbar senken. Pro Zubau von 10 Terawattstunden Wind und Solar um mehr als zwei Prozent. Und: Mit mehr Erneuerbaren würden wir hierzulande unabhängiger von großen internationalen Preissprüngen.
So geht Stromversorgung ohne Kohle
Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir möglichst schnell #Kohlestrom durch kostengünstige und umweltfreundliche Erneuerbare ersetzen: In Deutschland benötigen wir dafür schon 2030 bis zu 524 Terrawattstunden aus erneuerbarer Energieproduktion. Das wären mehr als 90 Prozent des Bruttostromverbrauchs – und etwa doppelt so viel wie heute. Klingt nach einer richtig großen Aufgabe – und ist es auch. Aber es ist machbar, wenn die Politik die richtigen Weichen stellt. Dann sind auch hohe Flexibilität und Versorgungssicherheit in einem auf Ökoenergie ausgerichteten Stromsystem kein Problem.
Beim Kohleausstieg ist Atom keine Alternative
Der Atomausstieg in Deutschland ist beschlossen. Doch immer wieder flammt - befeuert von einer kleinen Atomlobby - eine Geisterdebatte um mögliche Laufzeitverlängerungen auf, die selbst von den AKW-Betreibern inzwischen als unrealistische Option bezeichnet werden. In den dennoch stattfindenden medialen Debatten fallen die zwingenden Gründe für den Atomausstieg oft unter den Tisch - wir nennen hier deshalb noch einmal vier wichtige Gründe, warum Atomkraft eben keine Alternative im schnellen Kohleausstieg darstellt: Zu teuer, energiewirtschaftlich unsinnig, riskant - und mit ungelöster Endlager-Frage.
Kohle schadet auch der Gesundheit
Kohle schadet nicht nur dem Klima – sondern auch unserer Gesundheit. Denn Kohleverstromung verursacht extrem viele Schadstoffe – vom Quecksilber-Ausstoß bis zu gefährlichem Feinstaub, Schwefeldioxiden und Stickoxiden. Diese Schadstoffe gelangen in unsere Körper und können schwere gesundheitliche Folgen wie Atemwegsprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs auslösen. Analysen vom FÖS zeigen: ein früherer Kohleausstieg könnte mehrere Zehntausend vorzeitige Todesfälle vermeiden.
CO2-Preis allein reicht nicht für einen schnellen Kohleausstieg
Betreiber fossiler Kraftwerke müssen einen CO2-Preis für jede Tonne Treibhausgase zahlen, die sie in die Luft pusten. Derzeit sind die Kosten für diese Verschmutzungs-Zertifikate relativ hoch. Kann der CO2-Preis also den Kohleausstieg womöglich beschleunigen? Genau dieser Frage sind die Analyst:innen von Energy Brainpool in unserem Auftrag nachgegangen. Ergebnis: Der CO2-Preis allein ist nicht entscheidend, sondern es spielen noch weitere Faktoren mit hinein - wie etwa die Entwicklung von Gas- und Steinkohlepreisen. Zudem kann der CO2-Preis - anders als aktuell - auch wieder fallen.
Ausgaben für Kohleausstieg in Deutschland am höchsten
Viele Länder in Europa haben den Kohleausstieg bereits angeschoben - einige haben auch schon sehr konkrete Ausstiegs-Fahrpläne beschlossen, inklusive finanzieller Kompensationen für Kohlebranche und Industrie. Ein europaweiter Vergleich zeigt nun: Von den Staaten mit Kohleausstieg zahlt Deutschland gemessen an der stillzulegenden Kraftwerksleistung am meisten - für einen Kohleausstieg, der weder besonders ambitioniert noch schnell ist.
Schneller Kohleausstieg spart uns gewaltige Folgekosten für Klima und Umwelt
Ein schnellerer Kohleausstieg tut not - in mehrfacher Hinsicht. Eine neue Untersuchung zeigt jetzt: Würden wir schon 2030 die Kohleverstromung in Deutschland beenden, dann würde uns das neben gewaltigen Treibhausgas-Emissionen als Gesellschaft auch immense Klima- und Umweltschadenskosten sparen - nämlich bis zu 1.450 Megatonnen CO2 und bis zu und 370 Milliarden Euro. Diese Kosten werden nämlich fällig, wenn die Erderhitzung weiter geht und immer öfter Schäden an Ernten, Infrastruktur oder Gesundheit der Menschen anrichtet.
Leag-Kohlemeiler schon in wenigen Jahren unwirtschaftlich
Ostdeutsche Braunkohlekraftwerke, die auch nach 2030 am Netz bleiben sollen, werden bei kontinuierlichem Ausbau erneuerbarer Energien und weiter steigenden CO2-Preisen schon in den kommenden Jahren unwirtschaftlich. Eine vorgezogene Abschaltung der Blöcke im Rahmen eines schnelleren Kohleausstiegs würde somit für ihren Betreiberkonzern Leag keinen finanziellen Nachteil darstellen, der entschädigt werden müsste - Betreiber Leag soll als Kompensation für den langgestreckten Kohleausstieg bis 2038 rund 1,75 Milliarden Euro aus Steuergeldern erhalten. Nun zeigt sich aber: Steigt der Preis für CO2-Verschmutzungsrechte – die für die Kohlebetreiber Teil der Betriebskosten sind – bis 2038 weiter auf ein realistisches Niveau von 105 Euro, so rutschen die drei ostdeutschen Kraftwerke schon ab dem Jahr 2024 ins Minus. Sie können ihren Kohlestrom danach nicht mehr gewinnbringend anbieten.
"Kostengünstiger" Kohlestrom? Stimmt nicht!
Immer wieder wird behauptet, dass Kohlestrom „kostengünstig“ sei. Die Wahrheit ist: Die schmutzige Stromproduktion aus Stein- und Braunkohle belastet unser Klima, unsere Umwelt, unsere Gesundheit – und produziert so immense Kosten, die wir alle als Gesellschaft tragen müssen. Und dann stimmt die Rechnung mit dem günstigen Kohlestrom nicht mehr, denn diese Kosten müssen von uns allen - als Gesellschaft - getragen werden. Hier schlüsseln wir den Kostenvergleich zwischen Kohle und Erneuerbaren Energien detailliert auf.
Lippendorf: Das schmutzigste Kohlekraftwerk Deutschlands
Das Braunkohlekraftwerk Lippendorf in Sachsen stößt bis zu seinem geplanten Laufzeitende im Jahr 2035 so viel CO2 aus wie kein anderer Meiler. Das Kraftwerk verursacht außerdem hohe Klima-, Umwelt- und Gesundheitskosten. Unser Kraftwerks-Steckbrief beruht auf stundenscharfen Strommarkt-Modellierungen und Datengrundlagen von Umweltbundesamt und deutschem Schadstoffregister.
Dieser Kohleausstieg ist der langsamste in Europa
Deutschland gehörte einst zu den Vorreitern beim Klimaschutz. Inzwischen sind wir, was das Tempo angeht, Schlusslicht unter allen europäischen Staaten, die sich vorgenommen haben, aus der Kohle auszusteigen. Die meisten Länder wollen schon vor 2030 raus aus dem klimaschädlichen Energieträger.
Ein Drittel der Emissionen deutscher Kohlekraftwerke wird nach 2030 verursacht
Die Bundesregierung will laut aktueller Planung erst 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen. Dabei ließen sich erhebliche Mengen CO2 einsparen, wenn die Kohlemeiler deutlich früher vom Netz gehen würden: Die Untersuchung zeigt: Etwa ein Drittel der Kohle-Gesamtemissionen wird erst nach 2030 verursacht.
Die Kohle frisst unser CO2-Restbudget auf
Um die Klimaziele einzuhalten darf Deutschland nur noch eine eng begrenzte Menge an Treibhausgasen ausstoßen. Machen wir weiter mit der Kohleverstromung bis 2038, wird ein großer Teil dieses CO2-Restbudgets bereits aufgebraucht.
Selbst neue Kohlekraftwerke wie Datteln IV sind bald unwirtschaftlich
Das Oberverwaltungsgericht Münster hat den Bebauungsplan für das erst 2020 ans Netz gegangene umstrittene Kohlekraftwerk Datteln IV für unrechtmäßig erklärt. Nun zeigen neue Berechnungen, dass das Kraftwerk bereits in den nächsten Jahren unwirtschaftlich werden dürfte: Demnach übersteigen seine Betriebskosten bei steigenden CO2-Preisen bereits 2026 die Verkaufserlöse von dort produziertem Kohlestrom.