Wie schaffen wir mehr Wärmepumpen im Bestand?
Wärmepumpen lohnen sich auch im Bestand. Erfahrt, wie sie effizient arbeiten und was es bei Sanierung & Installation zu beachten gibt. ➤ Jetzt lesen!
Wärmepumpen sind vielseitig einsetzbar. Der Gebäudesektor ist das prominenteste Beispiel, doch Wärmepumpen finden beispielsweise auch in der Industrie oder in der Elektromobilität Anwendung. Wenn sie für die Bereitstellung von Heizwärme eingesetzt werden, so gilt das bisher schwerpunktmäßig für Ein- und Zweifamilienhäuser. Die heutige Folge unserer Blogserie widmet sich der Frage: Rentiert sich der Einsatz einer Wärmepumpe auch im Mehrfamilienhaus?
Ein und Zweifamilienhäuser machen in Deutschland 82 Prozent der Wohngebäude aus – allerdings nur 59 Prozent der Wohnfläche. Die anderen 41 Prozent entfallen auf Mehrfamilienhäuser, drei Viertel davon sind Gebäude mit drei bis zwölf Wohneinheiten. Diese Zahlen machen deutlich, dass Wärmepumpen auch in Mehrfamilienhäusern stärker zum Einsatz kommen müssen, und zwar sowohl im Neubau als auch in Bestandsgebäuden.
Mehrfamilienhäuser lassen sich sehr gut mit Wärmepumpen heizen. Es gibt allerdings ein paar besondere, komplexere Herausforderungen, beispielsweise vielfältige Eigentumsverhältnisse von Mehrfamilienhäusern.
Wärmepumpen für Mehrfamilienhäuser werden immer beliebter, und das nicht ohne Grund. Auch für viele Wohneinheiten in einem Haus ist eine Wärmepumpe sinnvoll – dennoch gibt es ein paar besondere Gegebenheiten:
Auch in technologischer Hinsicht sind Mehrfamilienhäuser für Wärmepumpen eine größere Herausforderung. Im Vergleich zu Ein- und Zweifamilienhäusern sind aufgrund der Verteilungsverluste bei den Mehrfamilienhäusern die notwendigen Heizkreistemperaturen höher, zumindest bei zentralen Lösungen. Das Gleiche gilt für die Warmwasserbereitung. Aufgrund der höheren Heizlast müssen die Wärmequellen ausreichend dimensioniert sein, was zum Beispiel mit einem größeren Platzbedarf verbunden sein kann.
Nichtsdestotrotz können Wärmepumpen-Systeme in Mehrfamilienhäusern erfolgreich und effizient eingesetzt werden. Das zeigen zahlreiche Projekte aus europäischen und asiatischen Ländern in unterschiedlichen Klimazonen und mit verschiedenen städtebaulichen Gegebenheiten. Beispiele dafür zeigen wir am Ende dieses Beitrags.
Es gibt allerdings bereits jetzt viele gute technologische Antworten auf die genannten Herausforderungen. Nur ein Beispiel: Zum Schutz vor Keimen im Trinkwasser (Legionellen) sollte ein sogenannter Legionellenschutz obligatorisch sein, da Legionellen in den Wasserleitungen eine Belastung gesundheitsgefährlich sind. Dann besteht die Gefahr, durch Einatmen von Aerosolen, zum Beispiel beim Duschen, an Legionellose zu erkranken. Dabei handelt es sich um eine schwere Form der Lungenentzündung (sogenannte Legionärskrankheit).
Wer eine Wärmepumpe kaufen möchte, die auch die Warmwasserbereitstellung übernimmt, sollte also unbedingt ein Automatikprogramm zur Vorbeugung gegen Legionellen installiert sein. Die gute Nachricht: Aktuelle Wärmepumpen-Modelle sind in der Regel damit ausgestattet. Sie erhitzen in regelmäßigen Abständen das Wasser auf eine Temperatur von über 60°C und stellen so sicher, dass das Trinkwasser bzw. das Warmwasser im Warmwasserspeicher der Wärmepumpe frei von Legionellen ist. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern sind solch hohe Temperatur nicht zwingend notwendig; bei größeren Mehrfamilienhäusern sollte die bereitgestellte Temperatur der Wärmepumpe jedoch dauerhaft bei 60°C und höher liegen.
Um den Überblick zu behalten, kann eine grundsätzliche Klassifizierung helfen. Das Schaubild unten zeigt die Ergebnisse einer internationalen Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit zum Thema „Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern“. Die starke Vereinfachung bringt zwar eine gewisse Unvollständigkeit mit sich, erlaubt aber eine übersichtliche Gruppierung. Das Resultat sind fünf “Lösungsfamilien” für Wärmepumpenheizungen in Mehrfamilienhäusern.
Grafik: Fünf “Lösungsfamilien” für Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern / Quelle: HPT Annex 50
Zwar ist der Stromverbrauch von Luftwärmepumpen etwas höher als der von Wasser- und Erdwärmepumpen. Dennoch arbeiten auch diese Wärmepumpen in der Regel sehr effizient.
Die Inhalte unserer Wärmepumpen-Blogserie hat uns das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) zur Verfügung gestellt, wofür wir sehr herzlich danken!
Zum Weiterlesen: Überblick über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen.
Dr. Marek Miara forscht seit mehr als 20 Jahren am Fraunhofer ISE (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme) und koordiniert dort als einer der führenden Spezialisten in Deutschland die Arbeiten des Forschungsinstitutes zum Thema Wärmepumpen.
Folge 1: Wann ist eine Wärmepumpe sinnvoll?
Folge 2: Vorlauftemperatur der Wärmepumpe
Folge 3: Wie viel Sanierung ist für Wärmepumpen nötig?
Folge 4: Wärmepumpe im Bestandsgebäude
Folge 5: Was bewirkt der Heizstab einer Wärmepumpe?
Folge 6: Wärmepumpe im Altbau: Zwei Praxistests
Folge 7: Wärmepumpe und Effizienz
Folge 8: Ist das Heizen mit einer Wärmepumpe teuer?
Folge 9: Besser die technologische Entwicklung abwarten?
Folge 10: Wärmepumpe mit Gasheizung kombinieren
Folge 11: Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus