Zwei Personen stehen lächelnd auf einer Straße vor einem hellen, zweistöckigen Haus mit Solarpanels auf dem Dach. Im Hintergrund befindet sich eine Sitzgruppe und Blumenschmuck.
Die Keyenbergerin Barbara Ziemann-Oberherr zusammen mit Michael Friedrich von Greenpeace Energy vor ihrer Solaranlage. Foto: Andreas Fechner / Greenpeace Energy eG

Keyenberg liegt unmittelbar neben dem Braunkohletagebau Garzweiler. Die aktuellen Planungen der Landesregierung von Armin Laschet (CDU) erlaubt dem RWE-Konzern, das Dorf für den Kohleabbau abzubaggern – trotz beschlossenem Kohleausstieg. Die Einwohnerinnen und Einwohner, die ihre Heimat nicht verlieren wollen, wehren sich seit Langem dagegen.

„Ich lebe seit 40 Jahren in Keyenberg. Die geplante Umsiedlung, der Verlust der Heimat und den durch die Braunkohle verstärkten Klimawandel empfinde ich als mehrfache Ungerechtigkeit. Dagegen will ich mich aktiv wehren“, erklärt Barbara Ziemann-Oberherr, eine der beteiligten Keyenbergerinnen, ihre Motivation zur Teilnahme am Projekt.

„Die klimabedingte Flutkatastrophe zeigt auch hier in der Region: Wir müssen schneller denn je den Ausbau sauberer Energien vorantreiben, statt weiterhin Dörfer für den Tagebau abzureißen, Menschen durch Umsiedlung zu entwurzeln und klimaschädliche Braunkohle zu verfeuern,“, sagt Nils Müller. Greenpeace Energy hat die Anlagen im Rahmen seines Stromangebots „Solarstrom plus“ finanziert. Hier zahlen Kundinnen und Kunden der Ökoenergiegenossenschaft einen Zusatzbeitrag auf ihren Strom, um so Solarprojekte in deutschen Kohle-Regionen zu ermöglichen. Insgesamt hat Greenpeace Energy über diesen Fördertopf bundesweit bereits 19 Solar- Projekte mit einer Gesamtleistung von 220 Kilowatt realisiert.

In Keyenberg sind schon jetzt zwei Dach-Solaranlagen mit einer Leistung von jeweils zehn Kilowatt Spitzenleistung (kWp) in Betrieb und ans Netz angebunden. Drei weitere Anlagen mit 11 bis 30 kWp sollen in den nächsten Wochen dazukommen. Zusammen decken die Anlagen rechnerisch den prognostizierten Strombedarf der 60 Bewohnerinnen und Bewohner von Keyenberg – im Schnitt rund 2.800 Kilowattstunden pro Haushalt – ab.

„Meine Vision ist, den Abriss des Dorfes zu stoppen und Orte wie Keyenberg mit innovativen Dorfentwicklungskonzepten für die Zukunft zu stärken. Das Thema solare Selbstversorgung ist dafür ein entscheidender Baustein“, sagt die Keyenbergerin Ziemann-Oberherr. Die Projektbeteiligten wollen mit dem 100-Prozent-Solardorf Keyenberg auch ein deutliches Zeichen Richtung Landes- und Bundespolitik senden: Für einen schnelleren Ausstieg aus der Braunkohleverstromung – und für einen konsequenten Ausbau von Solaranlagen im Sinne des Klimaschutzes. „Gerade bei Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern sind hier noch ungeheure Potenziale ungenutzt“, sagt Nils Müller.