Diagramm: Strompreis sinkt durch schnelleren Ökostrom-Ausbau im Kohleausstieg

Zusätzlich gebaute Wind- und Solaranlagen würden fossile Kohle- und Gaskraftwerke schneller aus dem Nachfrage-Markt drängen und so den Strompreis sinken lassen. Strom würde nicht nur klimafreundlicher, sondern auch kostengünstiger. Während die Kosten von fossilen Kraftwerken maßgeblich von den Preisen für die aktuell extrem verteuerten Brennstoffpreisen und auch den CO2-Preisen abhängen, fallen für Wind- und  Solarenergieanlagen beide Posten nicht an.

Per Computersimulation hat Energy Brainpool zwei Szenarien dafür berechnet, dass im Rahmen des Kohleausstiegs zusätzliche Ökostrom-Anlagen gebaut werden, die über den aktuellen Ausbaufahrplan laut EEG hinausgehen. Für jeden Ausbauschritt von zusätzlich zehn Terawattstunden Erneuerbaren-Ausbau sinken im Szenario mit einem hohen Preisniveau für CO2-Verschmutzungsrechte (rund 100 Euro pro Tonne) die durchschnittlichen Strompreise bis 2038 um bis zu 1,49 Euro je Megawattstunde (MWh). Angesichts eines zugrunde gelegten Strompreiseses von 68,6 Euro je MWh würde die Reduktion hier 2,2 Prozent betragen.

Bewegen sich die CO2-Preise – wie im zweiten Szenario – auf ein niedrigeres Niveau von rund 30 Euro pro Tonne, so würde die Preisdämpfung mit 2,5 Prozent relativ gesehen sogar etwas größer ausfallen (1,29 Euro/MWh), weil die Megawattstunde Strom dann nur 51,8 Euro kosten würde. Zehn Terawattstunden zusätzlich entsprechen beispielsweise einem Zubau von in etwa zehn Gigawatt Solaranlagen oder fünf Gigawatt Onshore-Windanlagen und könnten rund 2,8 Millionen Durchschnitts-Haushalte ein Jahr lang versorgen.

„Nicht nur für Stromkund:innen, sondern insbesondere für stromintensive Unternehmen wirkt sich dieser Preiseffekt langfristig signifikant auf deren Stromrechnung aus“, sagt Michael Claußner von Energy Brainpool. Hier seien bei steigenden CO2-Preisen bis 2030 Kostensenkungen von bis zu zehn Prozent pro Jahr möglich – wenn bis dahin fünfzig Terawattstunden mehr Ökostrom produziert würden als bisher geplant.

Ohne zusätzliche Erneuerbaren-Anlagen allerdings würden abgeschaltete Kohlemeiler vor allem durch teure Gaskraftwerke ersetzt. Ein Kohleausstieg ohne gleichzeitigen Ökostromausbau würde die Preise dann also steigen lassen. „Die Politik muss deshalb den erheblichen Kostenvorteil der Erneuerbaren gezielt nutzen“, fordert Sönke Tangermann.

Windparks und Photovoltaikanlagen haben zudem einen preisstabilisierenden Effekt. „Nach wie vor gilt, dass Sonne und Wind keine Rechnung schicken und die Preise von Wind- und Solarenergie fast ausschließlich von den beim Bau der Anlagen getätigten Investitionskosten abhängen, so dass die Gestehungskosten für Wind- und Solarenergie kaum steigen können“, so Tangermann.

Der bisherige, unter der Großen Koalition beschlossene Kohleausstieg sieht vor, die Kohleverstromung erst 2038 komplett zu beenden. Green Planet Energy fordert, zum Erreichen der Klimaziele den Ausstieg auf spätestens 2030 vorzuziehen. „Die nächste Bundesregierung muss hier ebenso wie beim Ökostromausbau mehr Tempo machen – im Sinne des Klimaschutzes, aber auch im Sinne der Verbraucher:innen und kalkulierbarer Strompreise.“