Person hält eine Fahne mit der Aufschrift "Atomkraft? nein danke" vor dem Brandenburger Tor in Berlin hoch.
Foto: Christoph Eckelt / Green Planet Energy eG

„Trotz der katastrophalen Folgen des mehrfachen Super-GAUs von Fukushima droht er, in Vergessenheit zu geraten. Die japanische Regierung nutzt dies, um die bereits angefallenen 1,3 Milliarden Liter radioaktiv verseuchtes Kühlwasser kostengünstig im Pazifik zu verklappen. Die möglichen Folgen für das Ökosystem Meer und die Anreicherung in der Nahrungskette, bis zum Menschen, sind nicht absehbar“, mahnt Kinderarzt Dr. Alex Rosen von der IPPNW.

„Zwölf Jahre nach der Havarie der vier Atomreaktoren in Fukushima herrscht in den radioaktiv verstrahlten Gebieten weiterhin keine Normalität. Die Fukushima-Katastrophe zeigt nachhaltig, dass Atomenergie eine Risikotechnologie ist“, betont Yu Kajikawa von Sayonara Nukes Berlin. Noch immer leben etwa 32.000 Menschen als Evakuierte außerhalb der von Radioaktivität betroffenen Gebiete um Fukushima. Aus gesundheitlichen Gründen verweigern viele Menschen die Rückkehr in ihre verstrahlte Heimat, da sich diese nicht dauerhaft dekontaminieren lässt. Die gesundheitlichen Gefahren für die Bevölkerung dauern an. So ist beispielsweise die Schilddrüsenkrebsrate bei Kindern und Jugendlichen in der Präfektur Fukushima seit dem Super-GAU um das 15-fache erhöht.

„Fukushima bleibt eine Mahnung. Die unsägliche Debatte um weitere AKW-Laufzeitverlängerungen in Deutschland muss endlich aufhören“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy – und ergänzt: „Studien zeigen, dass der Nutzen der Atomkraft für die Energieversorgung minimal ist, ihre Kosten und Risiken aber enorm hoch sind. Die aktuelle Energiemarktkrise ist eine Krise der konventionellen Energien. Der schnelle Ausbau der Erneuerbaren ist die einzige nachhaltige Lösung.“ Das Bündnis verweist besonders auf zwei Risiken, die derzeit unübersehbar sind: der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel.

„Der Ukraine-Krieg hat deutlich gemacht, dass Atomkraftwerke im Fall eines Angriffs zu einer Art Nuklearwaffen werden könnten“, warnt Yu Kajikawa von Sayonara Nukes Berlin. Im Hinblick auf die Situation am größten AKW Europas in Saporischschja erläutert IPPNW-Mitglied Dr. Alex Rosen: „Kein AKW der Welt ist für den Betrieb unter derartigen Bedingungen ausgelegt. Eine Kernschmelze wie in Tschernobyl oder Fukushima ist auch hier jederzeit möglich, wobei zivile Hilfe für die Betroffenen eines Atomunfalls inmitten des Krieges nur schwer möglich wäre. Vom Fallout eines erneuten Super-GAUs in der Ukraine wären wie schon 1986 große Teile Nord- und Mitteleuropas betroffen“.

Uwe Hiksch von den Berliner NaturFreunden fügt hinzu: „Auch dem Klimawandel können Atomkraftwerke nicht standhalten. Besonders eindrücklich und besorgniserregend ist das derzeit in Frankreich. Hier steht ein Großteil aller Atomkraftwerke des Landes seit vielen Monaten still. Grund dafür sind Korrosionsschäden und zu niedrige Wasserpegel in den Flüssen. Eine Verschärfung des Wassermangels zeichnet sich derzeit bereits ab.“

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