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EnergiewendeKohleausstiegMitten im Rheinischen Revier: Solarstrom statt Braunkohle

Mitten im Rheinischen Revier: Solarstrom statt Braunkohle

Wenn Jens Sannig, Superintendent des Kirchenkreises Jülich, auf das Dach des neuen Gemeindezentrums steigt, gerät er ins Schwärmen. Solarstrom statt Braunkohle ist hier bereits Realität. „So ein schöner Blick von hier oben! Die dezente PV-Anlage auf dem Gründach, der alte Baumbestand drumherum. Sieht toll aus!“

Mit der „dezenten Anlage“ meint Sannig die Sonnenkollektoren von Green Planet Energy. Sie haben eine Leistung von 30 Kilowatt und werden aus dem Solarstrom plusBudget finanziert. Damit bietet die Hamburger Ökoenergiegenossenschaft den bundesweit einzigen Stromtarif, über den Verbraucher:innen den Kohleausstieg aktiv unterstützen – durch den Ausbau der Photovoltaik in deutschen Kohlregionen wie dem Kirchenkreis Jülich.

Solarstrom statt Braunkohle

Für jede Kilowattstunde Strom, den die Kund:innen von Green Planet Energy in diesem Tarif beziehen, zahlen sie einen Euro-Cent in einen Fördertopf. Mit diesem Geld errichtet die Genossenschaft Solaranlagen auf Dächern im Rheinischen Revier, im mitteldeutschen Revier sowie in der Lausitz, aber auch im Umkreis von klimaschädlichen Steinkohlekraftwerken. Umgekehrt erhalten die Solarstrom plus-Kund:innen in ihrem Strommix zehn Prozent ihrer Elektrizität direkt von der Sonne – also Strom, der von PV-Anlagen in Kohleregionen stammt.

Gemeinsam für den Kohleausstieg

Sannig ist sehr froh über dieses Modell, mit dem Verbraucher:innen und Solarstrom-Produzent:innen gemeinsam Zeichen für die Energiewende setzen können – für die sich die Gemeinde schon seit Jahrzehnten engagiert. Nachhaltigkeit und Naturschutz liegen ihm und seiner Gemeinde ebenfalls am Herzen. Entsprechend wurde sogar ans Wohl von Fledermäusen gedacht: Zwei Nistkästen am Dach warten auf nachtaktive Bewohner. Das ist längst nicht alles: „Für unser neues Gemeindezentrum bauen wir außerdem nur mit Naturholz und verwenden kein Aluminium, wegen des hohen Energiebedarfs bei dessen Herstellung“, sagt Sannig. Der selbst erzeugte Solarstrom wird nicht nur für die Beleuchtung und elektrische Geräte in der Küche verbraucht. Er speist auch eine Erdreich-Wärmepumpe, welche die Räume des Gebäudes über eine Fußbodenheizung im Winter heizt und im Sommer kühlt. „So brauchen wir gar keine Klimaanlage“, freut sich der Kirchenmann. Der Strom fließt zudem in die Wallbox für E-Autos und E-Bikes. So wird Solarstrom statt Braunkohle zum ganzheitlichen Konzept.

Stolz ist die Gemeinde auch auf das Gold-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Etwa, weil der Klinker aus regionaler Produktion stammt oder das Regenwasser langsam versickern kann, statt in die Kanalisation zu gehen. Für die Zertifizierung beginnt das Prozedere bereits bei der Planung, um alle Prozesse so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Außer um die Minderung von Treibhausgasen geht es um ökologische und faire Standards. „Dieses Engagement hat uns sogar vor Material-Engpässen bewahrt“, erzählt Sannig. So habe die Gemeinde extra halogenfreie Kabel bestellt. Und die waren – im Gegensatz zu herkömmlichen Kabeln – auf dem Markt verfügbar. Womit sich wieder mal zeigt: Ökologisches Handeln zahlt sich auf vielfache Weise aus!

Am Horizont dampft ein Braunkohle-Meiler von RWE. Vorn das neue Gemeindezentrum von Jülich, mit der Energieversorgung der Zukunft. Fotos: © Andreas Fechner / Green Planet Energy eG