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EnergiewendeKohleausstiegZukunft auf dem Dach: Solaranlagen im Rheinischen Revier

Zukunft auf dem Dach: Solaranlagen im Rheinischen Revier

Das Ende der Braunkohle-Verstromung im Rheinischen Revier ist für das Jahr 2030 beschlossen. Doch mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien geht es in der Region noch immer viel zu langsam voran. Auch deshalb wollen dort viele Menschen Solaranlagen auf die Dächer bringen – und werden in ihrem Engagement von Green Planet Energy über den Fördertarif Solarstrom plus dabei immer wieder unterstützt. Wir stellen eine Reihe von neuen PV-Projekten im Rheinischen Revier in den nächsten Woche in loser Folge vor: Sommer, Sonne, Solarstrom plus!

Als die Kollegin aus dem Kirchenvorstand einen Solateur kontaktiert, um Sonnenstrom auf ihrem eigenen Haus zu produzieren, weiß Martin Achtelik: Er hat den Ball ins Rollen gebracht. Die neuen Solarmodule auf dem Dach des Pfarrheims liefern nicht nur Energie für das Gebäude, die benachbarte Kapelle und die Kirche – die Anlage inspiriert auch andere Menschen in der Gemeinde St. Remigius im Rheinland, die Energiewende bei sich zu Hause voranzubringen.

Achtelik leitete früher ein Werk zur Braunkohle-Veredelung im Rheinischen Revier. Nach der Pension engagierte er sich in seinem Wohnort Bergheim westlich von Köln in der Kirche – und für die Energiewende. „Die Kohle ist endlich, und man muss sich überlegen, was kommt danach? Die regenerativen Energien sind die einzig logische Antwort“, sagt Achtelik. Da passte es gut, dass das Erzbistum Köln gerade eine „Abteilung Schöpfungsverantwortung“ eingerichtet hatte. Eines der Ziele: bis 2030 klimaneutral zu werden. Doch kann die katholische Kirche mit ihren vielen alten Gemäuern das überhaupt schaffen?

Pfarrheim im Rheinischen Revier erhält Solaranlage

Mit einer Spitzenleistung von 65 Kilowatt kann die Solaranlage viel Sonnenenergie erzeugen. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist – und finanziert soziale Projekte.

„Wenn man denkmalgeschützte Gebäude betreibt, kann man Klimaneutralität nur erreichen, wenn man selbst Energieerzeuger wird“, erklärt Achtelik. Und genau das regte er als Mitglied des Kirchenvorstands an. Das gut 300 Quadratmeter große Dach, das er für eine Solaranlage im Blick hatte, gehört zum Pfarrheim – früher mal Notkirche, heute Ort für alles, was die Gemeinde bewegt: Gremien und Arbeitskreise, Frauen- und Jugendgruppen, anonyme Alkoholiker und Big Band, Kinder- und Erwachsenenchöre, Hospiz und Deutschunterricht. Dass auf der Dachfläche mehr Solarstrom produziert werden könnte, als die eigenen Gebäude an elektrischer Energie benötigen, war schnell ermittelt. Allerdings: Auch die Kosten für eine solche Anlage waren hoch.

Dann hörte Achtelik vom Solarstrom plus-Fördertopf, aus dem Green Planet Energy Solarprojekte als erneuerbare Alternativen zur Kohleverstromung unterstützt, und schrieb einen Antrag – mit Erfolg, denn die Ökoenergiegenossenschaft förderte die Installation der mit einer Spitzenleistung von 65 Kilowatt. „Wir sind immer noch begeistert, dass das passiert ist. Es war ein großer Segen!“, erzählt Martin Achtelik.

Nächster Schritt: Solaranlage plus Wärmepumpe

Mittlerweile produziert die Solaranlage verlässlich Strom für den eigenen Bedarf – bis zu 60 Megawattstunden pro Jahr. Mehr als genug, um damit sogar eine Wärmepumpe für das Pfarrheim zu betreiben, deren Installation im nächsten Schritt geplant ist. Überschüssige Elektrizität speist die Gemeinde ins Netz ein, die Vergütung dafür geht in den Sozialtopf für bedürftige Menschen.

In Bergheim ist die Braunkohle nie fern: im Hintergrund liegt der Tagebau Hambach und dampft das RWE-Kraftwerk Niederaußem.

Einige ältere Gemeindemitglieder reagierten skeptisch, als sie die neue, glänzende Anlage auf dem Dach sahen, räumt Achtelik ein. Ob die Gemeinde wohl ein bisschen zu viel Geld habe, fragten sie. Doch Achtelik stand Frage und Antwort in der Lokal- und Kirchenzeitung, im Kirchenchor und der Nachbarschaft und erklärte genau, was es mit der Sache auf sich hatte. Schon bald kamen nach der abendlichen Chorprobe die Fragen: Kann ich das, was da auf dem Pfarrheim passiert, auch bei mir zuhause machen?

„Das funktioniert wie ein Schneeballeffekt“, sagt Martin Achtelik. Die Anlage ist zum Vorbild geworden. Und so dürften künftig immer mehr Solarzellen auf den Dächern von Bergheim in der Sonne glitzern – wie bei Achteliks Kollegin aus dem Kirchenvorstand. Vielleicht schafft Achtelik ja auch noch seine „Kür“, wie er sie nennt: auch das Pfarrhaus mit Solarzellen zu bestücken. Trotz Denkmalschutz.

Dies ist der erste Teil unserer Solarstrom plus-Serie. Hier finden Sie die weiteren Artikel der Serie:

Kinderleicht eigenen Solarstrom produzieren

Kita-Solaranlage: Glücksgefühle im Kohlerevier

Kuckum bleibt: Ein Dorf trotzt den Kohlebaggern und setzt auf Solarenergie

Michael Friedrich
Michael Friedrich
hat nach der Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule rund 25 Jahre als Redakteur gearbeitet, unter anderem bei WDR, Spiegel TV, GEO und dem Greenpeace Magazin. Seit 2015 ist er als Pressesprecher von Green Planet Energy für die Energiewende aktiv.