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EnergiewendeEnergiepolitikDurchbruch für Balkon-PV

Durchbruch für Balkon-PV

Die ungerechtfertigt hohen Hürden für die einfache Nutzung von Balkonsolaranlagen sind – endlich! – gefallen. Auf seiner Webseite veröffentlichte der für Normung solcher Module zuständige Elektrotechnik-Verband VDE ein Positionspapier, das diverse Hindernisse abräumt: Dem neuen VDE-Vorschlag zufolge können Balkonkraftwerke mit einer Leistung bis zu einer „Bagatellgrenze“ von 800 Watt künftig an das Hausnetz angeschlossen werden. „Geduldet“ werden sollen dabei endlich auch herkömmliche Schuko-Steckdosen. Speziell dafür hatte sich der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, Ende Dezember in einem offenen Brief ausgesprochen.

Damit entfällt ein entscheidendes Hemmnis, das Verbraucher:innen, die per Balkon-PV Solarstrom für den eigenen Verbrauch erzeugen wollen, bis zuletzt verunsichert hatte. Ebenso zulässig sein soll der Balkon-Solar-Betrieb an jedem Stromzähler-Typ, also selbst an Zählern, die sich rückwärts drehen, wenn gerade mehr Strom ins Hausnetz eingespeist als verbraucht wird. Eine weitere Erleichterung für Nutzer:innen ist die vereinfachte Anmeldung. Sie soll nur noch bei der Bundesnetzagentur erforderlich sein soll, nicht mehr aber bei den jeweiligen Netzbetreibern.

Green Planet Energy-Vorstand Sönke Tangermann mit dem Balkon-PV-Modul "simon" auf dem mit Windkraft- und Solaranlagen bestückten GPE-Dach.
Green Planet Energy-Vorstand Sönke Tangermann mit dem Balkon-PV-Modul „simon“ auf dem mit Windkraft- und Solaranlagen bestückten GPE-Dach. Foto: Green Planet Energy

„Diese Änderungen sind schon seit langem überfällig. Dass sie nun endlich kommen, ist ein echter Durchbruch“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy: „Wir haben dafür über Jahre gestritten und Verbraucher:innen bei juristischen Verfahren unterstützt. Nun ist die Blockade endlich überwunden.“ Die Umsetzung der VDE-Vorschläge in der derzeit entstehenden Produktnorm für solche Module und in entsprechenden Gesetzen wird es Millionen Mieter:innen erleichtern, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen.

In die Freude über den Erfolg, zu dem die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) entscheidend beigetragen hat, mischt sich für Tangermann aber auch ein Wermutstropfen: „Alleine wir von Green Planet Energy setzen uns schon seit 2016 intensiv für Balkon-PV ein. Schon damals konnten Module mit zertifizierten Wechselrichtern de facto sicher über eine Schuko-Steckdose betrieben werden“, sagt Sönke Tangermann. „Durch die massive Blockade vor allem von Netzbetreibern haben wir Jahre für die Energiewende verloren, zahllose Kilowattstunden an sauberer Energie sind uns so entgangen.“

Michael Friedrich
Michael Friedrich
hat nach der Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule rund 25 Jahre als Redakteur gearbeitet, unter anderem bei WDR, Spiegel TV, GEO und dem Greenpeace Magazin. Seit 2015 ist er als Pressesprecher von Green Planet Energy für die Energiewende aktiv.