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Klima schützenGesellschaft & Initiativen"Nasse Moore braucht das Land"

„Nasse Moore braucht das Land“

Über Jahrtausende prägten nicht nur Wälder, sondern auch Moore die Landschaften Mitteleuropas. Und Deutschland war sogar mal ein besonders vielfältiges „Moorland“: von den Salzmooren an der Küste und den Regenmooren im Nordwesten über die Moore der Mittelgebirge bis zu den sumpfig-feuchten Gebieten am Fuße der Alpen.

„Kein anderes Land Europas weist eine solche Fülle ökologischer Moorformen auf wie Deutschland“, schreiben Michael Succow und Lebrecht Jeschke in ihrem neuen, so umfang- wie lehrreichen Band „Deutschlands Moore“.

Die beiden Biologen und Weggefährten präsentieren darin naturnahe und degradierte Moore aus allen Regionen in Wort und Bild. Sie stellen typische Arten der unterschiedlichen Moortypen vor, zum Beispiel Sumpfknabenkräuter, Sonnentau und Libellen. Zudem erläutern die Autoren die komplexen Artenbeziehungen innerhalb der Ökosysteme – und die Bedeutung von Mooren für den Menschen.

Lebrecht Jeschke (links) und Michael Succow (rechts).
Lebrecht Jeschke (links) und Michael Succow (rechts). Foto: H.D.Knapp; Foto oben: J. Reich

Die Beziehung von Menschen zu Mooren hat viele Facetten, denen Succow und Jeschke ebenfalls nachgehen, von ersten Nutzungen dieser Feuchtbiotope bis zu deren Spuren in Kunst, Kultur und Mythologie. So galten Moore früher als Hort böser Geister oder des Teufels. Mit fortschreitendem Bevölkerungswachstum wurden sie dennoch nach und nach entwässert, um Flächen für Weiden und Äcker zu gewinnen. Der industrielle Torfabbau gab ihnen den Rest.

Erst heute rückt wieder ins Bewusstsein, dass Moore ebenso Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel sind wie naturnahe Wälder. Denn gesunde Moore, also solche mit natürlichem Wasserhaushalt, speichern enorme Mengen CO2, während trockengelegte Moore Treibhausgase in die Atmosphäre emittieren.

Knapp 100.000 Hektar trockengelegte Moorflächen in Deutschland „bieten ein beachtliches Potenzial für Wiedervernässung und Naturentwicklung“, so die Ökologen, „das soweit möglich dringend umgesetzt werden sollte“. Moortypische Pflanzen und Tiere siedeln sich dann von selbst an, darunter seltene und gefährdete Arten – auch wenn dabei, wie Succow und Jeschke festhalten, letztlich nicht wieder der ursprüngliche Zustand hergestellt wird.

Das in seiner Wissensfülle enzyklopädisch anmutende Werk bietet erstmals einen Gesamtüberblick über die wichtigsten 115 Moore in Deutschland. Jedes einzelne haben die beiden Moorexperten besucht, viele über Jahrzehnte immer wieder. So kennen sie den Wandel dieser Lebensräume aus eigener Anschauung. Zu viele davon, bilanzieren sie, wurden „durch Schädigung oder Zerstörung“ geprägt.

Das letzte Kapitel widmet sich deshalb der Zukunft der Moore. Gemeinsam mit den Ökologinnen Greta Gaudig und Franziska Tanneberger, die gemeinsam das weltweit renommierte Greifswald Moor Centrum leiten, geben Succow und Jeschke einen Ausblick auf die Chancen, die wir durch die Wiedervernässung der Moore gewinnen würden.

Ein Potenzial, das auch Green Planet Energy gerade untersucht und künftig gerne nutzen würde, zum Beispiel durch die Erzeugung von besonders klimafreundlichem Biogas aus ökologisch sinnvollen Paludi-Kulturen.

Buch: Deutschlands Moore

Buchcover von "Deutschlands Moore".Ihr Schicksal in unserer Kulturlandschaft
Michael Succow, Lebrecht Jeschke
Natur+Text Verlag, Rangsdorf 2022
544 S., mit zahlreichen Fotos, Grafiken, Tabellen, Infokästen und Karten.
69,- €