blog
Klima schützenGesellschaft & Initiativenterre des hommes zum Tag der Kinderrechte: Jedes Kind hat das...

terre des hommes zum Tag der Kinderrechte: Jedes Kind hat das Recht, in einer gesunden Umwelt aufzuwachsen

Die Klimakrise ist nicht nur brandgefährlich, sie ist auch zutiefst ungerecht. Verursacht und verstärkt wird sie in erster Linie von heute Erwachsenen – besonders unter ihr leiden werden Kinder, Jugendliche und nachfolgende Generationen. Vor diesem Hintergrund hat das deutsche Bundesverfassungsgericht im Jahr 2021 anerkannt, dass Grundrechte wie etwa das auf Leben und körperliche Unversehrtheit intertemporal gelten. Oder anders gesagt: Es geht nicht nur ums Hier und Jetzt, sondern auch um die Zukunft.
Auch auf internationaler Ebene sind Kinderrechte dieses Jahr in den Vordergrund gerückt. Der Ausschuss der Vereinten Nationen für die Rechte des Kindes hat ausdrücklich das Recht jedes Kindes auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt definiert. Dafür haben insgesamt 16.331 Kinder und Jugendliche aus 121 Staaten ihre Forderungen eingebracht. Neben Expert:innen für Umwelt- und Kinderrechte haben 12 Kinder und Jugendliche aus 12 Ländern mit dem Kinderrechtsausschuss zusammengearbeitet. Von Anfang an in den Prozess involviert war auch unser Kooperationspartner terre des hommes. Wir haben mit Hendrik Addens, Referent für Unternehmens- und Stiftungspatenschaften bei terre des hommes, gesprochen, um mehr zu erfahren – passend zum Tag der Kinderrechte am 20. November.

Vorweg eine allgemeine Frage: Wer ist terre des hommes und was macht ihr?

Porträt von Hendrik Addens
Foto: terre des hommes / Christel Kovermann

Als 1967 im Vietnamkrieg Bomben das Land verwüsteten, starben dort tausende Kinder oder wurden schwer verletzt und traumatisiert. Eine Gruppe engagierter Menschen in Deutschland wollte dem nicht tatenlos zusehen und startete eine spontane Hilfsaktion. Daraus entstand das Kinderhilfswerk terre des hommes – unabhängig von Regierungen, Wirtschaft, Kirchen oder Parteien.
Heute, mehr als 55 Jahre später, setzen wir uns gemeinsam mit über 1.600 ehrenamtlichen Mitgliedern und vielen Unterstützer:innen gegen Armut, Ungerechtigkeit und für die Rechte von Kindern ein: im letzten Jahr mit 379 Projekten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa.
Dabei entsenden wir keine Helfer:innen, sondern unterstützen in den Projektländern einheimische Organisationen. Kinder und Jugendliche werden dabei aktiv in die Projektarbeit einbezogen.
terre des hommes fordert, dass Kinder in einer gesunden Umwelt aufwachsen, damit sie eine echte Lebensperspektive haben. Für dieses Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt kämpfen wir schon seit mehr als zehn Jahren. In Anerkennung dessen wurde terre des hommes als offizieller Partner des Kinderrechtsausschusses beauftragt, wesentliche Inhalte für den General Comment zusammenzutragen – und dafür einen der bisher größten Kinder-Partizipationsprozesse auf UN-Ebene zu organisieren.

Was ist an dem Entschluss des UN-Ausschusses so neuartig?

Die UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) ist von 1989, also schon über 30 Jahre alt. Inzwischen haben sich die Problemlagen für Kinder und auch deren Wahrnehmung natürlich gewandelt. Umwelt- und Klimaschutz haben heute eine ganz andere Relevanz als damals. Der UN-Ausschuss für Kinderrechte veröffentlicht darum regelmäßig Rechtskommentare, die die UN-KRK neu auslegen. Bislang war im Grunde unklar, ob und inwieweit die Kinderrechte auf Umwelt -und Klimaschutz anwendbar sind. Das hat der Ausschuss jetzt definiert: Alle Kinderrechte, wie z.B. die auf Leben, Gesundheit, Wasser oder Nahrung, können von Umweltproblemen betroffen sein und müssen durch die Vertragsstaaten der UN-KRK – das sind fast alle Staaten der Welt – geschützt und gewährleistet werden. Gleichzeitig brauchen Kinder Umweltbildung und das Recht, sich zu Umweltfragen zu äußern. Und weil die Konsequenzen der Umweltkrise für Kinder so weitreichend sind, hat der Ausschuss hinzugefügt, dass jedes Kind das Recht hat, in einer gesunden und intakten Umwelt aufzuwachsen. Dieses Recht bündelt also alle kinderrechtlichen Ansprüche auf Umweltschutz.

Welche Bedeutung hat der Entschluss für Kinderrechte in der Praxis?

Das kommt darauf an …
Die Staaten, die die UN-KRK unterschrieben haben, sind dazu aufgerufen, die Vorgaben des Ausschusses für Kinderrechte zu berücksichtigen. Ob sie es wirklich tun, steht auf einem anderen Blatt. Deshalb ist auch die Arbeit von Organisationen wie terre des hommes so wichtig, weil wir Regierungen an ihre Verpflichtungen erinnern und sie dazu bringen, Umwelt- und Klimaschutz so zu gestalten, dass Kinder im Zentrum ihres Handelns stehen.

Wie hat terre des hommes sich in den Prozess eingebracht?

Die Idee für ein ökologisches „Update“ der Kinderrechtskonvention stammt von uns. Wir haben den UN-Ausschuss von Anfang an dabei unterstützt, alle betroffenen Akteure anzuhören, Informationen aufzubereiten und dann eben auch den Text zu verfassen.

Wie kann sich jede:r von uns für Kinderrechte stark machen?

Da gibt es viele Möglichkeiten. Wichtig ist vor allem, auf die Bedeutung von Kinderrechten, auch für eine gesunde Umwelt, aufmerksam zu machen – zum Beispiel in der Familie. Denn Umwelterziehung findet auch zu Hause statt.
Zudem können wir als Konsument:innen darauf achten, nur Produkte zu kaufen, die nicht anderswo Schaden anrichten. Beispielsweise arbeiten sehr viele Kinder weltweit in der Landwirtschaft und kommen mit giftigen Pestiziden (oft sogar von deutschen Firmen!) in Kontakt. Wir sollten uns informieren, wie unsere Kleidung, unser Obst oder andere Konsumwaren hergestellt werden.
Wir können uns auch dafür einsetzen, dass Umwelt und Menschenrechte auf der politischen Agenda oben stehen (bleiben). Dazu gehört, dass wir Kampagnen unterstützen und Parteien wählen, die sich für diese Themen stark machen.

„Licht an für Kinderrechte“
Am 20. November, dem Tag der Kinderrechte, finden überall in Deutschland Aktionen von terre des homme statt, die junge Umweltaktivist:innen sichtbar machen und ihnen eine Stimme geben. Alle Infos zu „Licht an für Kinderrechte“ finden Sie online.

Sie wollen helfen?
Green Planet Energy und terre des hommes sammeln gemeinsam Spenden für Projekte, die Familien dabei unterstützen nachhaltig zu leben und zu wirtschaften. Damit auch unser Planet auch morgen noch lebenswert ist. Mehr Informationen und die Möglichkeit zu Spenden finden Sie auf der Website von terre des hommes.

 

 

 

Beke Gröhn
Beke Gröhn
studierte im Master Nachhaltigkeitswissenschaft. Seit 2021 führt sie ihren interdisziplinären Ansatz an Nachhaltigkeit bei Green Planet Energy fort. Als Kooperationsmanagerin arbeitet sie dafür gemeinsam mit anderen Akteur:innen im Markt an der Energiewende und verwandten Themen.