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Klima schützenGesellschaft & InitiativenWie man Moore nutzt und zur Artenvielfalt beiträgt

Wie man Moore nutzt und zur Artenvielfalt beiträgt

Moore spielen für den Wasserhaushalt der Erde und für das Klima eine sehr wichtige Rolle. Ihre Bedeutung für den Klimaschutz als natürliche CO2-Senken rückt immer stärker ins öffentliche Bewusstsein. Weltweit binden Moore doppelt so viel Kohlendioxid wie alle Wälder der Erde zusammen. Wir brauchen sie, um die Biodiversität und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.  

Früher war Deutschland ein Wald- und Moorland. Mit wachsender Bevölkerung wurden jedoch große Teile der Wälder gerodet und viele Moore entwässert. „Wirklich ungestörte Moorlandschaften existieren nur noch vereinzelt“, konstatieren die Ökologen Michael Succow und Lebrecht Jeschke in ihrem kürzlich erschienenen Standardwerk über Moore. „Etwa die wachsenden Moore im Nordosten Deutschlands oder im Alpenvorland.“  

Moore wiedervernässen – ist das Gebot der Stunde!  

Die beiden Wissenschaftler empfehlen dringend die Revitalisierung ehemaliger Moore durch Wiedervernässung. Auf diesen Flächen kann die oberirdische Biomasse – spezielle Gras- und Schilfarten – abgeschöpft und genutzt werden. Diese Nutzung sei nicht nur „sinnvoll, sondern zum Teil auch notwendig.“ Denn das beschleunigt das „Ausmagern“ eines wachsendes Moores „in einer aktuell überernährten Landschaft“, erklärt Michael Succow. Bekanntermaßen sind viele Flächen bei uns überdüngt, nicht nur durch direkte Düngung in der Landwirtschaft, sondern auch durch den Eintrag von Stickoxiden aus der Luft in den Boden.  

Ein vielversprechender Ansatz für die Nutzung von Mooren ist daher die „Paludikultur, wie die produktive Bewirtschaftung von nassen Mooren genannt wird. Bei ihr wird zugleich der Torfkörper erhalten, wenn man für einen ganzjährig hohen Wasserstand sorgt. Außerdem bildet sich unterirdisch neuer Torf durch einwachsende Wurzeln und Rhizome der Sumpfpflanzen. Das stoppt die CO2-Freisetzung und bindet den Kohlenstoff dauerhaft im Torf. Moortypische Pflanzen und Tiere siedeln sich dann von selbst wieder an. 

Eine Mooreidechse sonnt sich.
Eine Mooreidechse sonnt sich. Sie ist noch relativ verbreitet in gehölzreichen, naturnahen Mooren. Foto: W. Spillner. Foto oben: Jürgen Reich
Rotrand-Bär im Grambower Moor.
Rotrand-Bär im Grambower Moor. Ein selten gewordener Nachtfalter, der gelegentlich auch am Tag fliegt. Foto: W. Spillner

Ökologischer und ökonomischer Nutzen gehen Hand in Hand 

„Die oberirdische Biomasse hingegen wird als nachwachsender Rohstoff abgeschöpft und kann stofflich oder energetisch genutzt werden“, schreiben Succow und Jeschke. Diese Biomasse kann als Tierfutter dienen, als Rohstoff für Verpackungen oder Dämmmaterial. Oder die Pflanzenmasse wird in einer Biogas-Anlage vergoren und ersetzt dann fossiles Gas. An so einer Verwertung arbeitet auch Green Planet Energy, um seinen Kund:innen dieses Biogas anbieten zu können. Und die Perspektive sieht gut aus, denn:  

„Moorbewirtschaftung ist gerade stark im Fokus der Politik und erhält Rückenwind. Die jeweiligen Bundesländer haben erkannt, dass die Wiedervernässung von Mooren ein guter Weg sein kann, um ihre CO2- Minderungsziele im Agrarsektor zu erfüllen“, sagt Christian Heckmann, Projektmanager Biogas bei Green Planet Energy. „In den vergangenen Jahren war das anders, da hat die Wiedervernässung der Moore kaum jemanden interessiert.“ 

Es gibt jedoch auch Hemmnisse zu überwinden  

Die nasse Moorbewirtschaftung mittels Paludikultur ist aufgrund der Eigentumsverhältnisse äußerst schwierig umzusetzen, erklärt Succow. Allein durch Freiwilligkeit sei das nicht zu lösen. „Subventionen für die Landwirtschaft, von uns Steuerzahlern finanziert, dürfen nicht mehr fast ausschließlich an den Flächenbesitz gebunden sein.“ Stattdessen sollten sie an soziale und ökologische Leistungen geknüpft werden. Paludi-Landwirte sind Pioniere, die nicht nur breite gesellschaftliche Anerkennung verdienen, sondern auch finanziell unterstützt werden müssen.  

Auch GPE-Projektmanager Heckmann bestätigt: „Bei Wiedervernässung müssen unter anderem alle betroffenen Flächeneigentümer und deren direkte Nachbar:innen  sowie der jeweilige Wasser-& Bodenverband zustimmen.” Zudem sei der bürokratische Aufwand bis zur Genehmigung (Umwelt-, Wasserschutzbehörde etc.) hoch und langwierig. Die Ernte der Biomasse von den wiedervernässten Flächen ist auch noch ein praktisches Problem: Zwar steht die entsprechende Technik zur Verfügung, jedoch ist das meistens mit hohen Investitionskosten für die Bewirtschafter:innen verbunden, ergänzt Christian Heckmann.

Michael Succows dringender Appell für die Moore der Erde: Moore müssen wassergesättigt bleiben, damit sie wachsen können. Und trockengelegte Moore müssen wiedervernässt werden.  

Kraniche und ein Wildschwein im Peenetal in Mecklenburg-Vorpommern.
Kraniche und ein Wildschwein im Peenetal in Mecklenburg-Vorpommern, teilweise wiedervernässt. Ausgedehnte Moore, Röhrichte, Feuchtwiesen und Bruchwälder, ein Hauch von „Amazonas“ in Norddeutschland. Foto: Jürgen Reich