Ein Pufferspeicher für Regenwasser, eine Luft-Wärmepumpe und passend dazu die PV-Anlage: Über diese Ausstattung kann sich die Kirchengemeinde des kleinen Örtchens Gohr am Rande des Rheinischen Reviers freuen. Mehr als zwanzig Jahre lang haben die Gemeindemitglieder hier auf ein neues Gemeindehaus hingefiebert – seit 2021 ist es Realität.
Teil 4 unserer Blog-Serie „Solarstrom fürs Kohlerevier“
„Es sind mehr als zehn Jahre vergangen, bis wir eine Lösung für einen Neubau auf dem Kirchengrundstück gefunden haben, da auch das denkmalgeschützte Alte Pfarrhaus berücksichtigt werden musste“, sagt Hermann-Josef Glasmacher, geschäftsführender Vorsitzender des örtlichen Kirchenvorstands. Zehn Jahre, in denen die Gemeinde in der Warteschleife hing. Das auf dem Kirchengelände stehende Jugendheim durfte die Gemeinde nicht erweitern. Also war klar: Ein neues Haus muss her, vorausgesetzt, das alte Jugendheim findet eine Käufer:in. Doch niemand ahnte, welch langer Atem hierfür noch nötig sein würde. Viele Jahre lang stand der Gemeinde gar kein Haus zur Verfügung. „Ich bin seit 30 Jahren ehrenamtlich in unserer Kirchengemeinde St. Odilia tätig – das Thema Gemeindehaus hat mich dabei die meiste Zeit begleitet.“
Noch bevor der Plan zum Neubau des Pfarrheims fertig war, bekam Glasmacher einen Tipp: „Ein unmittelbarer Nachbar zum Pfarrhausgrundstück hatte uns darauf hingewiesen, dass Green Planet Energy uns bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage unter die Arme greifen könnte“, berichtet er. „Photovoltaik hat mich schon immer fasziniert. Nachdem irgendwann der Plan des Pfarrheims mit dem Pultdach in Südlage vorlag, haben wir den Architekten gebeten, die Statik des Dachs so auszulegen, dass es eine PV-Anlage problemlos trägt.“
Energiewende selbstgemacht im Rheinischen Revier mit der eigenen PV-Anlage auf dem Gemeindezentrum
Und als die Pläne so weit waren, nahm die Sache Tempo auf: Green Planet Energy unterstützte die Installation der PV-Anlage mit Mitteln aus ihrem von den Solarstrom plus-Tarifkund:innen gefüllten Fördertopf. „Den Antrag an Green Planet Energy haben wir 2020 gestellt, und die Genossenschaft hat ihn direkt bewilligt. Wenige Monate später konnten wir schon mit dem Bau starten. Nachdem das nach Süden ausgerichtete Dach eingedeckt war, folgte Anfang Juli 2021 die Montage der PV-Kollektoren auf dem Dach.“
So ging es ganz schnell – bis die nächste Hürde zu bewältigen war: Als das Haus endlich fertig ist, weigert sich der lokale Energieversorger den Strom bis ins Haus zu legen und macht stattdessen hinter der Grundstücksgrenze halt. Kurzerhand legt die Gemeinde selbst Hand an und ergänzt das fehlende Stück in Eigenregie.
Voller Einsatz, der sich gelohnt hat: Die Gemeinde freut sich über das neue energetisch top ausgestatte Pfarrheim, das in Sachen Klima- und Umweltschutz weit vorne liegt. Die Wärme fürs Gebäude liefert eine Luft-Wärmepumpe, die bei Sonnenschein auch mit Energie aus der PV-Anlage unterstützt wird. Das Regenwasser vom Dach und Gelände wird in einer Rigole, einem unterirdischen Pufferspeicher, aufgefangen und verrieselt. Das kommt zum einen der Natur zugute, zum anderen spart es der Kirchengemeinde die Regenwassergebühren für die Entsorgung. „Mit regenerativen Energien sind wir auch in Zukunft gut aufgestellt“, freut sich Glasmacher.
Nach zwei Jahren zieht die Gemeinde eine erste Bilanz: „Mit der PV-Anlage konnten wir unsere Stromkosten etwa halbieren. Bisher kann unsere Kirchengemeinde mit dieser optimalen Ausführung mehr als zufrieden sein!“
Dies ist der vierte und letzte Teil unserer aktuellen Blog-Reihe zum Thema „Solarstrom im Rheinischen Revier“. Die Beiträge in der Übersicht:
- Zurück in die Zukunft, zurück ins Rheinische Revier
- (K)eine Spinnerei: Solaranlage in der Lausitz
- Kuckum im Rheinischen Revier: Gerettet – und jetzt?
- Wenn Warten sich lohnt: Ein Pfarrhaus mit PV-Anlage im Rheinischen Revier
