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EnergiewendePhotovoltaikDie Solarstromrebellion beginnt - Mini-PV-Modul simon geht ans Netz

Die Solarstromrebellion beginnt – Mini-PV-Modul simon geht ans Netz

Plug & Play, einstecken und Strom ernten – das ist das Versprechen des Balkonkraftwerks simon (Produktdatenblatt). Alles ganz einfach, alles ganz sicher. Und deshalb ist Plug & Play auch genau das, was wir heute tun. Wir haben gerade unseren simon ganz offiziell in die Steckdose eingestöpselt und – Tataa! – freuen uns über: 114 Watt Leistung bei leicht dunstigem Himmelsblau. Den Sonnenstrom speisen wir nun direkt in unser Hausnetz ein.

Steckdose in einer Backstein-Hauswand.
Plug & Play – unser simon ist am Netz. Foto: Michael Friedrich /  Greenpeace Energy eG

Natürlich haben wir unseren Netzbetreiber vorab über den geplanten Anschluss informiert. Als Antwort erhielten wir eine Mail, die ganz eindeutig zeigt: Auch die Stromnetz Hamburg GmbH ist noch nicht wirklich auf Mini-Solarmodule wie den simon und damit auf die dezentrale Energiewende vorbereitet. Fünf Formulare sollen wir ausfüllen und 112 Seiten technische Anschlussbedingen studieren, um ein Photovoltaikmodul mit maximal 150 Watt Spitzenleistung in die Steckdose zu stecken. Dabei ist weder die Einspeisung ins Niederspannungsverteilnetz der Stromnetz Hamburg beabsichtigt, noch eine Vergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Wir wollen einfach nur unseren eigenen sauberen Strom erzeugen, so wie alle anderen simon-Käufer auch.

Die überflüssige Bürokratie ist das eine, der wider besseres Wissen angeschlagene aggressive Ton zur Verunsicherung von Mini-PV-Interessenten durch die Stromnetzbetreiber das andere. Auch die Stromnetz Hamburg bildet da leider keine Ausnahme. Diese Erfahrung machen simon-Kunden leider immer wieder im Kontakt mit ihren Netzbetreibern. So schrieb auch Stromnetz Hamburg einem simon-Kunden auf Anfrage:

„Sehr geehrter Herr xxx,
die Photovoltaik Plug-In Anlagen sind aus Gesetzlichen- und Technischen- Gründen in Deutschland verboten und dürfen somit nicht betrieben werden!!
Im Anhang habe ich für Sie Informationsblätter beigefügt, die Ihnen verdeutlichen sollen, wie gefährlich es ist, so eine Anlage zu betreiben.“

Das „gefährlich“ hatte Stromnetz Hamburg extra noch einmal in fetten Buchstaben gesetzt.

Dabei hatten die homemade.energy aus Österreich, die den simon auch in Deutschland vertreibt, und wir Hamburgs Netzbetreiber technische Gutachten vorgelegt, die nachweisen: Der simon ist rundum sicher konstruiert, sodass keine der behaupteten Gefahren auftritt, weder für die Kunden, noch für die Stabilität des Stromnetzes.

Sönke Tangermann, Vorstand von Green Planet Energy mit dem Stecker eines PV-Moduls "Simon" in der Hand.
Einfach einstecken, schon geht’s los:- Sönke Tangermann von Greenpeace Energy ist bereit zur Solarstromernte. Foto: Christoph Rasch / Greenpeace Energy eG

Um das auch im praktischen Betrieb nachzuweisen, hatten wir der Stromnetz Hamburg zudem den gemeinsamen Testbetrieb eines simon-Moduls vorgeschlagen. Das hätte doch auch für diesen nach einen Volksentscheid wieder in städtischen Besitz gelangten Netzbetreiber spannend sein müssen, so dachten wir zumindest: unvoreingenommen Fakten ermitteln, Betriebsdaten sammeln, ausprobieren, ob es wirklich Probleme gibt – oder eben nicht. Schließlich schreibt er auf seiner Webseite:

„Mit Innovationskraft und Weitblick unterstützen wir die Energiewende und arbeiten an nachhaltigen Lösungen für eine sichere sowie saubere Energieversorgung.“

Statt einer Verabredung zum Test erhielten wir von Stromnetz Hamburg eine Absage. Begründet wurde dies interessanter Weise uns gegenüber nicht etwa mit Sicherheitsbedenken (so wie beim Kunden xxx), sondern lediglich mit einem Verweis auf die geltenden Regeln. Eine vertane Chance. „Innovationskraft“ und Engagement für die Energiewende sieht anders aus.

Dabei wären die Daten aus einem simon-Test hilfreich gewesen – auch für die dringende Debatte in den Fachgremien darüber, ob die geltenden Regeln und Normen in ihrer jetzigen Form überhaupt noch zeitgemäß und sinnvoll sind. Nicht nur wir von Greenpeace Energy bezweifeln dies stark. Andere Länder wie die Schweiz, die Niederlande und Österreich sind da übrigens schon viel weiter und haben für Mini-Solarkraftwerke wie den simon „Bagatellgrenzen“ eingerichtet. Dort gibt es die in Deutschland vorgeschobenen Sicherheitsbedenken nicht: Netzbetreiber kurz informieren und – je nach Land – mit bis zu vier simons Strom ernten. So läuft es dort. Und so sollte es auch bei uns sein.

Wenn die Stromnetz Hamburg nun doch noch einen Testbetrieb mit uns verabreden will, sind wir gern dazu bereit. Schließlich geht es uns um den Fortschritt für die Energiewende und darum, endlich unnötige Hindernisse für den Betrieb von simon & friends abzuräumen.

Das PV-Modul "Simon" auf einer Terrasse mit Blick auf die Stadt.
Der simon in seinem natürlichen Habitat: eine Terrasse mit viel Sonne – und schöner Aussicht. Foto: Michael Friedrich / Greenpeace Energy eG

Nun jedenfalls heißt es für uns einfach: Plug&Play! Im Interesse der simon-Kunden testen wir jetzt eben selbst. Auch wenn es gegen die derzeit noch geltenden technischen Regeln verstoßen sollte. Die sind im Falle des simon längst überholt. Sie machen hier keinen Sinn mehr und müssen sich ändern. Die Zeit ist reif.

Unser hübscher Solarrebell läuft und versorgt unsere Geräte mit sauberer Energie (natürlich laufen die ansonsten mit echtem Ökostrom). Wir sind sicher, dass alles sicher ist. Wir sind gespannt auf die Reaktion von Stromnetz Hamburg. Und wir werden auf diesem Blog weiter über unsere Erfahrungen und neue Erkenntnisse berichten.

Michael Friedrich
Michael Friedrich
hat nach der Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule rund 25 Jahre als Redakteur gearbeitet, unter anderem bei WDR, Spiegel TV, GEO und dem Greenpeace Magazin. Seit 2015 ist er als Pressesprecher von Green Planet Energy für die Energiewende aktiv.