Das Projekt FlexHafen zeigt, wie E-Autos flexibel geladen werden können – und dabei nicht nur Geld, sondern auch CO₂ sparen. Das intelligente Lademodell nutzt gezielt Zeiten mit günstiger Stromverfügbarkeit, insbesondere wenn viel Ökostrom im Netz ist. So hilft es gleichzeitig der Energiewende und dem Geldbeutel.
Wenn zum Feierabend alle E-Autos gleichzeitig laden, kann das lokale Stromnetz schnell an seine Grenzen stoßen. Und: Wer einfach „drauflos lädt“, verpasst oft die Gelegenheit, günstigen Windstrom zu nutzen – zum Beispiel nachts, wenn die Nachfrage niedrig ist. Genau hier setzt FlexHafen an. Wir haben mit Jonas Giese, Projektingenieur bei Green Planet Energy, über das Pilotprojekt gesprochen
Was ist das Besondere am Projekt FlexHafen?
Jonas Giese: Wir arbeiten im Pilotprojekt mit dem Start-up Energie Dock und dem Stromnetz Hamburg zusammen. Im Ergebnis laden unsere 20 Pilot-Kund:innen ihr E-Auto flexibel an ihrer Wallbox, von den komplexen Abläufen im Hintergrund bekommen sie aber kaum etwas mit. Wir steuern die Ladeleistung über die Anschlusszeit des Elektroautos ans Stromnetz. Zugleich garantieren wir, dass die Kund:innen dabei die von ihnen gewünschte Akkufüllung erhalten.
Warum ist das überhaupt nötig?
Jonas Giese: Wenn zum Feierabend alle E-Autos gleichzeitig laden, kann das lokale Stromnetz in Stress geraten. Gleichzeitig verschenkt dieses schematische Laden die Chance, gezielt günstigen Ökostrom einzukaufen – etwa nachts, wenn viel Wind weht und die Nachfrage gering ist.
Welche Schwierigkeiten musstet ihr überwinden?
Jonas Giese: Ein Problem ist die Vielfalt an Wallbox-Modellen. Leider sind nicht alle technisch für intelligentes, netzdienliches und damit energiewendedienliches Laden geeignet. Einige Boxen konnten wir per Softwareupdate nachrüsten. Andere Pilot-Kund:innen waren als ‚virtuelle Teilnehmer:innen‘ dabei, weil ihre Box keine passende Schnittstelle hatte. Insgesamt hat es trotzdem gut geklappt: Wir konnten die Ladevorgänge so optimieren, dass zum Beispiel mit Windstrom-Überschüssen geladen wurde.
Welche Ergebnisse konntet ihr erreichen?
Jonas Giese: Wir sind selbst überrascht. Wir konnten die Ladezeiten der Pilot-Kund:innen so an Stromangebot und -verbrauch anpassen, dass lokale Engpässe im Stromnetz verhindert wurden. In der Pilotphase konnten wir dem Netzbetreiber deutlich mehr als 3.000 Kilowattstunden (kWh) an Flexibilitätsangebot bereitstellen, um das Netz zu entlasten. Und bei gut einem Drittel dieser kWh konnten wir das Laden bzw. Entladen der Akkus je nach Netzsituation flexibel steuern.
Was bedeutet das für die Energiewende?
Jonas Giese: Insgesamt wollen wir mit unseren Partnern als Pioniere demonstrieren, wie sich eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Lösung zur Steuerung von Flexibilitäten umsetzen lässt. Mit den Pilot-Ergebnissen im Rücken setzen wir uns jetzt dafür ein, dass die Netzbetreiber die marktliche Nutzung von Flexibilitäten ermöglichen. Denn in großen Dimensionen bringt das die Energiewende durch bessere Nutzung der vorhandenen Ökoenergie enorm voran.