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EnergiewendeMieterstromOberhafenquartier: Auf Wunsch der Kreativen

Oberhafenquartier: Auf Wunsch der Kreativen

Eine Frau befestigt eine Kiste Kohlköpfe auf ihrem Fahrrad. Zwei Hunde tollen durch die Galerie mit Blick auf das Hafenbecken. Und an einem ausrangierten Feuerwehr-Wagen werkelt ein Mann mit Schutzbrille – untermalt vom Rattern vorbeifahrender Züge. Obwohl nur tausend Meter vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt, hat das Oberhafenquartier noch etwas von einer dörflichen Idylle.

Doch nun steht dem ehemaligen Güterbahnhof im Besitz der Stadt Hamburg eine große Sanierung bevor. Hier soll ein „neuer, urbaner, kreativer Nukleus“ mit Platz für Ausstellungen, Präsentationen, Konzerte und Lesungen entstehen. Und Green Planet Energy ist für die Energieversorgung zuständig.

Die Ökoenergiegenossenschaft hat die Ausschreibung der HafenCity GmbH gewonnen. Auf den Dächern des Geländes sollen Solaranlagen mit einer Leistung von 1,2 Megawatt entstehen. „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Quartier künftig mit selbst erzeugtem Solarstrom zu einem günstigen Preis versorgen können,“ sagt Mathias Hein, der die Umsetzung des Vorhabens mit einem sechsköpfigen Team bei Green Planet Energy leitet. „Die Projekte und Initiativen hier passen gut zu uns und wir können zeigen, dass man auch im urbanen Raum bürgernah lokalen Strom liefern kann“.

Kopfsteinpflaster, Backstein und bald auch Solaranlagen von Green Planet Energy auf den Dächern.

Etwa so groß wie ein Fußballfeld sind die Solaranlagen zusammen genommen, die unter anderem auf den Dächern der Galerie und dem Theater-Fundus neben der Markthalle geplant sind. „Wir können damit um die 1,1 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen“, erklärt Projektleiter Hein. „Ungefähr so viel, wie rund 400 Haushalte verbrauchen.“

Sonne satt vom Dach – und für’s leibliche Wohl sorgt die „Hobenköök“

In der Markthalle befindet sich auch das Slow-Food-Restaurant „Hobenköök“, plattdeutsch für Hafenküche. Hier kocht Thomas Sampl regionale Gerichte mit saisonalen Zutaten. Die Gäste sitzen an langen Holztischen in einer großen, luftigen Halle, mit Blick auf die offene Küche.  „Wir freuen uns riesig auf die Solaranlage, zumal die Initiative ja hier aus dem Viertel stammt“, sagt er. „Die Kreativen sind mit dieser Idee an die HafenCity GmbH herangetreten. Und die hat dann die Ausschreibung organisiert.“ Der Hobenköök-Chef ist froh, künftig unabhängiger von fossiler Energie zu sein.

Markthalle und das Restaurant Hobenköök
Die Markthalle mit dem Slow-Food-Restaurant Hobenköök von Thomas Sampl.

Die Installation der Solaranlage soll im Frühjahr 2023 starten, zeitlich abgestimmt auf die Sanierung der Hallen. In Betrieb soll sie dann schon gegen Ende des Jahres gehen. So eine Dachanlage – vorläufig die größte in Hamburg – ist komplizierter und eine größere Herausforderung als eine PV-Freiflächenanlage, wie Mathias Hein erklärt. Erst recht mit Gewerbekunden, die im Gegensatz zu privaten Haushalten sehr unterschiedliche Stromverbräuche haben: „Ob Werkstatt, Galerie, Jazzclub oder Restaurant – wir haben es mit sehr verschiedenen Lastgängen zu tun.“

Die technische Lösung dafür wiederum ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit. Deshalb verteilt sich die Solarstrom-Erzeugung auf drei verschiedene Kundenanlagen, jeweils mit eigenem Trafo, über den der nicht vor Ort verbrauchte Solarstrom in das Hamburger Stromnetz eingespeist wird. Außerdem wird GPE gemeinsam mit der Ladegrün!-Genossenschaft eine öffentliche Ladesäule errichten, an der Besucher des Quartiers ihre E-Autos mit 100 % Ökostrom laden können.

Ausgewählte Klassik- und Jazzkonzerte ziehen Fans immer wieder in die Halle 424.
Blick vom Oberhafengarten auf das Hafenbecken. Fotos: MR