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EnergiewendeAnti-AtomkraftFragen und Antworten rund um die Gasversorgung (5)

Fragen und Antworten rund um die Gasversorgung (5)

Der fünfte Teil unserer Serie zum Thema Gasversorgung widmet sich der Frage, wie Green Planet Energy zu der Forderung steht, Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Die Risiken der Atomkraft bleiben bestehen – ebenso wie die Frage nach einer „Endlagerung“. Warum wir als Ökoenergiegenossenschaft strikt gegen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken sind und warum der Weiterbetrieb auch wirtschaftspolitisch nicht sinnvoll ist.

Green Planet Energy lehnt die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken (AKW) ab. In seltener Einigkeit äußerten sich im selben Tenor auch das Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium sowie die Betreiberfirmen der aktuell noch verbliebenen AKW. Es müssten erst Brennstäbe neu hergestellt und die Kraftwerke damit befüllt werden. Allein das würde mindestens bis Herbst 2023 dauern. „Nach einer ersten Abschätzung gehen wir davon aus, dass frische Brennelemente in gut 1,5 Jahren zur Verfügung stehen könnten“, sagte beispielsweise eine Sprecherin von Preussen-Elektra, eine Tochterfirma des Energiekonzerns Eon, der Tageszeitung „Rheinische Post“. Und: „In den letzten Betriebsjahren unserer Kraftwerke haben wir das für die Brennelemente benötigte Uran aus Kasachstan und Russland sowie in geringen Mengen aus Kanada bezogen.“ Mit anderen Worten: Die Abhängigkeit von Russland würde im Atomsektor sogar noch länger fortgeschrieben.

Außerdem wären vor einem Weiterbetrieb umfangreiche Sicherheitsprüfungen der Reaktoren notwendig. Und für jedes der drei zur Debatte stehenden Kraftwerke (Emsland, Neckarwestheim II sowie Isar II) müsste Personal geschult werden.

Wie eine neue Studie von Green Planet Energy belegt, verdrängt Atom-Strom außerdem wertvollen Strom aus Erneuerbaren Energien aus dem Stromnetz. Denn in Zeiten, wenn viel Wind- und Sonnenstrom produziert werden könnte, müssen Windkraft- und Solarenergie-Anlagen nach wie vor häufig „abgeregelt“ werden. Und dies umso mehr, wenn zur gleichen Zeit Atomstrom das Netz verstopfen würde. Das bedeutet, die erneuerbaren Kraftwerke produzieren keinen grünen Strom, weil stattdessen unflexible AKW am Netz hingen. Grund hierfür ist die mangelnde Flexibilität älterer Atomkraftwerke, die aus Kostengründen immer mindestens 80 Prozent ihrer installierten Leistung erzeugen müssen. Solche Kraftwerke ganz herunterzufahren und wieder heraufzufahren, ist ein komplizierter Prozess.

Atomkraftwerke bleiben eine hochriskante Technologie, erst recht in Kriegszeiten – wie sich jüngst ja auch in der Ukraine zeigte. Hierzulande müsste der Staat in großem Umfang Risiken übernehmen, die von den Versicherungen nicht abgedeckt werden, und die in keinem Verhältnis zum geringen Nutzen des AKW-Weiterbetriebs stehen. Last, not least, ist die Endlager-Frage, also „wohin mit den hochradioaktiven Abfällen“, bis heute vollständig ungelöst.

Zusammengefasst bedeutet dies: Auch für Atomkraftwerke müssten unbedenkliche neue Brennstofflieferanten gefunden werden, was in der Praxis nicht ohne weiteres möglich wäre. Denn das Uran stammt zum Großteil aus Ländern, in denen weder Menschenrechte noch Umweltstandards eingehalten werden. Die Brennstäbe für einige Kraftwerke in der Europäischen Union – zum Beispiel in der Slowakei – kommen trotz der geltenden EU-Sanktionen weiterhin aus Russland. Diese Lücke im Sanktionsarsenal gegen Russland demonstriert, dass auch der Betrieb von Atomkraftwerken riskante Abhängigkeiten mit sich bringt.

Alle Folgen der Reihe im Überblick: