Der Protest gegen den drohenden Braunkohle-Abbau in Lützerath geht weiter: Mehr als 1.000 Menschen demonstrierten am vergangenen Samstag im nordrhein-westfälischen Essen gegen entsprechende Pläne des Energieriesen RWE. Green Planet Energy war mit dabei – und forderte im Redebeitrag einen Kohleausstieg, der stärker dem Klima nützt – und nicht den Profitinteressen von Konzernen.
Ein Höhepunkt der Demo, zu der zahlreiche Initiativen aufgerufen hatten, war eine Menschenkette vor der Zentrale des RWE-Konzerns, der die Braunkohle-Tagebaue im Rheinischen Revier betreibt. Die Demonstrant:innen unterstrichen damit ihre Forderung: Die Kohle unter dem inzwischen geräumten Dorf Lützerath muss in der Erde bleiben – und darf nicht für die Energiegewinnung verbrannt werden!
Besonders irritierend für viele Menschen: Während die Folgen der Klimakrise auch in Deutschland immer krassere Auswirkungen zeigen, machen Kohle-Konzerne wie RWE hohe – und sogar wachsende – Milliarden-Profite. Nicht zuletzt deshalb, weil ihre Kohlemeiler aufgrund der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Energiekrise intensiver liefen als zuvor geplant. Und: Bei der Abschöpfung von krisenbedingten Übergewinnen angesichts der hohen Strombörsenpreise werden ausgerechnet die RWE-Kohlekraftwerke bessergestellt. Begründung für den Konzern-Bonus: RWE habe einen Kohleausstieg bis 2030 zugesichert; die Sonderbehandlung solle die verkürzte Restlaufzeit ausgleichen. Dabei soll RWE ohnehin schon 2,6 Milliarden Euro für den Kohleausstieg erhalten – obwohl der Konzern fürs Abschalten der längst abgeschriebenen Kraftwerke laut Gutachten gar keinen Entschädigungsanspruch hat.
„Wir kommen aus der Krise nicht raus, wenn wir mit Kohlekonzernen kungeln und uns vor allem um neue Beschaffungswege für fossiles Gas kümmern. Wir kommen nur raus, wenn wir den klaren Fokus auf den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien setzen“, forderte deshalb Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy, bei seiner Rede auf der Demo-Abschlusskundgebung am Samstag. Einen solchen dezentralen und bürgernahen Ausbau könne es etwa in ehemaligen Braunkohle-Gebieten geben.
Zudem hat die Ökoenergiegenossenschaft 2022 in einer Studie aufgezeigt, wie man den Kohleausstieg intelligenter und klimafreundlicher gestalten kann – etwa, indem man jene Kohlekraftwerke mit dem größten Klimaschaden zuerst vom Netz nimmt. So ließen sich – bei gleicher Versorgungssicherheit – 310 Millionen Tonnen CO2-Emissipnen bis 2030 einsparen. „Derzeit aber richtet sich die Abschaltreihenfolgen danach, welche Kraftwerke für die Betreiber am lukrativsten sind – und das sind nach Lage der Dinge häufig besonders schmutzige Braunkohlekraftwerke“, kritisierte Keiffenheim auf der Demo.