Das Atomstrom-Kapitel ist in Deutschland endgültig Geschichte. In der Nacht gingen die letzten drei noch betriebenen Atommeiler Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 vom Netz. Auf Veranstaltungen in mehreren deutschen Städten feierten und würdigten Vertreter:innen der Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung diesen historischen Tag – so wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit einer Abschalt-Aktion in Berlin. Wir durften mit dabei sein und betonten vor Ort, wie wichtig es jetzt ist, nach vorne zu schauen und eine dezentrale Energiewende ohne Atomkraft zu entfesseln.
Ein großes gelbes Reptil liegt besiegt auf dem Rücken, eine Art Drachentöter mit bekanntem roten Sonnengesicht triumphiert über ihm. Die eigens angefertigte Szene aus Pappmache ist treffendes Symbol für einen Technologie-Dinosaurier, der nach sechs Jahrzehnten endgültig abgewirtschaftet hat – und durch eine moderne ökologische Energiewende endlich abgelöst wird: Das Ende der Atomstromproduktion in Deutschland wurde an diesem Wochenende besiegelt. Tausende Menschen feierten das, in München, Lingen – und eben auch in Berlin, wo die Umweltschutzorganisation Greenpeace Politiker:innen und Weggefährt:innen zur kreativen Abschalt-Aktion mit Dino lud.
Eine Zeitenwende, ein historischer Moment. „Die ökologische Energiewende in Deutschland kann jetzt ohne die Atomkraft endlich neuen Schwung entfalten“, sagte Christoph Rasch, Teamleiter Kommunikation bei Green Planet Energy, auf der Veranstaltung in Berlin. Auch unsere Ökoenergiegenossenschaft war unter den Redner:innen am Brandenburger Tor vertreten – und blickte dabei vor allem nach vorne.
Energiewende ohne AKW-Bremsklötze
„Jetzt gilt es, alle Kräfte zu bündeln für den Ausbau der Erneuerbaren“, sagte Rasch, „denn viel zu lange waren Atomkraftwerke die Bremsklötze auf dem Weg in eine erneuerbare Energieversorgung.“ Die inflexiblen Reaktoren passten und passen nicht in ein System, das mehr und mehr auf Wind und Sonne setzt. AKWs verstopften allzu oft die Netze, selbst wenn beste Bedingungen für Wind und Sonne herrschen – mit der absurden Folge, dass am Ende auch zeitweise Erneuerbare abgeregelt wurden. Unzählige Kilowattstunden an wertvollem Ökostrom wurden so jedes Jahr wegen der Atomkraft quasi weggeworfen – auch zu Lasten der Verbraucher:innen.
Das ist nun vorbei. Es gelte nun, den Zubau der Wind- und der Solarenergie schnell zu vervielfachen. Unbürokratischer Mieterstrom vom eigenen Hausdach müsse gestärkt werden – und dezentrale Konzepte wie Energy Sharing. Zudem braucht Deutschland in den nächsten Jahren Speicher, wie flexible Anlagen zur Wasserstoff-Produktion oder reaktionsschnelle Batterien. „Das alles ist machbar, die Technologien sind vorhanden. Jetzt ist Bürokratieabbau nötig, schnellere Genehmigungsverfahren und Bereitstellung von Flächen“, forderte Green Planet Energy beim Abschaltfest – und verwies dabei auf die positiven Effekte, nicht nur für Klimaschutz und Versorgungssicherheit – sondern auch für den Geldbeutel der Verbraucher:innen.
Die Debatten um Atomkraft werden weitergehen
„Der Behauptung, Atomstrom sei günstig, sind wir immer wieder entgegengetreten: Milliarden an externen Umweltkosten und Risiken waren nie wirklich eingepreist – und dafür mussten wir alle als Steuerzahler:innen geradestehen“, betonte Christoph Rasch. Es sind die günstigen Erneuerbaren Energien, die schon jetzt rund 50 Prozent des Strombedarfs abdecken, die die Preise an der Strombörse deutlich senken. Zu Ostern etwa konnten zeitweise Börsenpreise von unter Null Cent gesehen werden – bei reichlich Wind und Sonnenstrom-Angebot. Und je mehr saubere Kraftwerke am Netz sind, desto mehr wirke sich das auch positiv auf die Preise für die Stromkund:innen aus.
Die Atomstromproduktion in Deutschland ist Geschichte – die Debatten um diese Technologie werden weitergehen: Um AKW-Rückbau und Atommüll, um Brennelemente und Atomstrom aus dem Ausland. Green Planet Energy hat sich bis zuletzt immer wieder mit Studien und Analysen in bisherige Atom-Debatten wirkungsvoll eingebracht. „Als engagierte Ökoenergiegenossenschaft werden uns weiter dafür einsetzen, entsprechende Diskussionen in Deutschland mit guten Argumenten und Fakten unterfüttern“, so Christoph Rasch. „Im Sinne einer echten ökologischen Energiewende – ohne Atom-Dinos als Bremsklötze!“