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EnergiewendeAnti-AtomkraftAuf dem Weg in die Zukunft ohne Atom- und Kohlekraft

Auf dem Weg in die Zukunft ohne Atom- und Kohlekraft

Der Atomausstieg ist in Deutschland bereits auf dem Weg, das Atommüllendlager in Gorleben endgültig Geschichte. Die nächste Etappe für die Energiewende ist der ebenso dringliche Kohleausstieg. Wie sehr diese beiden problematischen Formen der Energieproduktion verknüpft sind, wollen die Initiator:innen des „Kreuzwegs für die Schöpfung“ ins Bewusstsein rufen. Am Sonntag machten sie sich auf den Weg von Gorleben nach Garzweiler. Ein breites Bündnis aus Klima- und Umweltinitiativen, darunter auch Greenpeace Energy, aus christlichen Gruppen und kirchlichen Institutionen unterstützt diese Aktion, bei der ein Kreuz aus Gorleben in 26 Etappen (ca. 470 km) nach Lützerath, einem akut bedrohten Dorf an der Tagebaukante Garzweiler getragen wird.

Elisabeth Hafner-Reckers von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Foto: Kina Becker
Elisabeth Hafner-Reckers von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Foto: Kina Becker (Beitragsbild: Kreuzweg Gorleben-Garzweiler)

Elisabeth Hafner-Reckers vom Gorlebener Gebet und stellvertretende Vorsitzende der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg erklärt: „Wir stellen uns damit in die Tradition der Anti-AKW-Bewegung: Schon 1988 trugen Aktivist:innen aus Wackersdorf ein Kreuz in einem „Kreuzweg für die Schöpfung“ an den Brennpunkt Gorleben. Damals wie heute drückt sich darin der innere Zusammenhang der Proteste ebenso aus wie die Solidarität der Umweltaktivist:innen an den verschiedenen Schauplätzen.“

„Der Kohleausstieg in Deutschland ist zu langsam und nutzt eher den Konzernen als dem Klimaschutz. Zugleich versuchen einzelne Interessengruppen, die Atomkraft wieder als Energie-Alternative ins Spiel zu bringen – obwohl sich diese mit ihren ökologischen Risiken, exorbitanten Kosten und jahrzehntelangen Realisierungszeiten gleich mehrfach als Instrument disqualifiziert“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand beim Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy, dem Hauptunterstützer der Aktion. „Atom- und Kohleausstieg gehören inhaltlich zusammen: Beide schädlichen Energieformen müssen vom Netz und schnell durch Erneuerbare ersetzt werden. Der Kreuzweg bündelt Protest und Forderungen zu beiden Themen in nötiger und sinnvoller Weise, weshalb wir die Aktion gerne unterstützen.“

Für diverse Atomprojekte kam das Aus bereits. Nun müssen die klimaschädlichen Braunkohletagebaue und Kohlekraftwerke rasch folgen. Foto: Kina Becker

Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, sieht in dem Kreuzweg einen Mutmacher: „Die Atompolitik ist an unserem bunten, vielfältigen Widerstand gescheitert. Das Greenpeace-Schiff „Beluga“ ist symbolhaft am ehemaligen Erkundungsbergwerk Gorleben gestrandet. Von dort aus wandert auch das Widerstandssymbol, das gelbe X, an andere Brennpunkte weiter – als Mut machendes Beispiel dafür, dass Zivilcourage Berge versetzt. Gorleben lebt – die Dörfer sollen leben!“ In Lützerath verlieren heute noch Menschen ihr Zuhause für die veraltete, menschenfeindliche Braunkohletechnologie. Unter breiten Protesten und durch Einsatz massiver Polizeikräfte hat RWE im Januar mit Abrissen begonnen – im Oktober hatte der Konzern schon Hunderte Bäume im Dorf und der Umgebung gefällt. „Gerade hier, in der Wüstenei von Lützerath, wird das Kreuz aus Gorleben aufgerichtet werden – als Zeichen der Hoffnung, der Versöhnung und nicht zuletzt der Solidarität mit den Aktivist:innen vor Ort,“ so Cornelia Senne von der Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“, die hier seit über einem Jahr „Gottesdienste an der Kante“ feiert. Der „Kreuzweg für die Schöpfung“ führt von Gorleben nach Lützerath, einem akut bedrohten Dorf an der Tagebaukante von Garzweiler im Rheinischen Braunkohlerevier, vorbei am AKW Grohnde, den Fleischfabriken von Tönnies, dem neuen Kohlekraftwerk Datteln 4, der RWE-Zentrale in Essen und der Landesregierung in Düsseldorf.

Weitere Infos über die Aktion und die Kreuzweg-Etappen finden Sie unter: www.kreuzweg-gorleben-garzweiler.de

Michael Friedrich
Michael Friedrich
hat nach der Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule rund 25 Jahre als Redakteur gearbeitet, unter anderem bei WDR, Spiegel TV, GEO und dem Greenpeace Magazin. Seit 2015 ist er als Pressesprecher von Green Planet Energy für die Energiewende aktiv.