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Wasserliebende Pionierarbeit

Neben der Küche gilt das Bad als der Ort mit den meisten Plastikprodukten. Und die Rede ist hier nicht vom sogenannten Mikroplastik, das mittlerweile in zahllosen Kosmetikprodukten zu finden ist. Gemeint sind die vielen Wegwerfprodukte aus Plastik, die wir täglich und oftmals gedankenlos benutzen. Aber es gibt sie, die nachhaltigen Alternativen. Unser Kunde HYDROPHIL ist hier ganz vorne mit dabei.

Neulich erst wieder drüber gestolpert: Eine Nacht auswärts, im Badezimmer des Hotels auf der Waschablage ein Zahnputzbecher. Aus Plastik. Und zusätzlich und zu allem Überfluss in Plastik eingeschweißt. Nur in der Küche werden, so heißt es, mehr Wegwerfartikel aus Plastik verwendet. Der Zahnputzbecher in seinem Plastikkleid lässt kaum Zweifel an dieser Annahme zu.

Christoph Laudon, Sebastian Bensmann und Wanja Johannes Weskott, Gründer von HYDROPHIL
Christoph Laudon, Sebastian Bensmann und Wanja Johannes Weskott, Gründer von HYDROPHIL

Unser Kunde HYDROPHIL aus Hamburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit wasserneutralen, veganen und fair produzierten Produkten aus dem W.A.S.H. Segment (Water, Sanitation & Hygiene), für einen nachhaltigeren Konsum zu sensibilisieren, z.B. mit einer wasserneutralen Seife und einer nachhaltigen Zahnbürste aus Bambus.

Wir sprachen mit Christoph Laudon, einem der drei Gründer und Geschäftsführer von HYDROPHIL.

Die Geschichte von HYDROPHIL klingt nach einem typischen Startup – drei Freunde haben eine Idee, setzen diese gemeinsam um und der Laden läuft. Wie kam es zu Eurer Geschäftsidee?

Christoph Laudon: Wir drei haben uns durch unser gemeinsames Engagement bei Viva con Agua de St. Pauli e.V. kennengelernt. Bei einer Fahrradtour durch Hamburg an einem Spätsommertag im Jahre 2013 streiften wir irgendwann das Thema Wasserknappheit. Wir diskutierten, ob es nicht möglich sei, Produkte herzustellen, die nicht nur fair, nachhaltig und vegan sondern auch noch wasserneutral produziert werden könnten. Letzteres bedeutet für uns, dass im Produktionsprozess möglichst wenig Wasser verwendet und kein Wasser verschmutzt wird. Durch unseren Blog, der sich mit allen Themen rund um das kühle Nass beschäftigt, kamen wir dann nach und nach zu unserer heutigen Fokussierung auf das W.A.S.H. Segment.

Wie seid Ihr zu dem Thema Wasser gekommen? Woher rührt Euer Engagement?

Christoph Laudon: Durch die unterschiedlichsten Zufälle sind wir alle drei bei Viva con Agua de Sankt Pauli gelandet. Da wir uns rund um unser Engagement bei dem Verein schon mit dem Thema Wasser beschäftigt haben, wollten wir versuchen, das ganze Thema auch auf einer anderen Ebene anzugehen und wasserneutrale Produkte zu produzieren.

Angefangen hat alles mit einem T-Shirt. Mittlerweile bietet Ihr zahlreiche „Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene“-Artikel an. Warum seid Ihr ausgerechnet in diesem Segment aktiv?

Christoph Laudon: Viele Alltagsgegenstände, die sich im Badezimmer befinden bestehen, wie z.B. Zahnbürsten, komplett aus Plastik. Wechselt man seine Zahnbürste, entsprechend der zahnärztlichen Empfehlung alle drei Monate, produziert jeder einzelne von uns über die Jahre – alleine an Zahnbürsten – einen ziemlich großen Müllberg.
Auch andere Hygieneprodukte sind meist in Plastik verpackt und häufig weder fair noch vegan. Daher wollten wir biologisch abbaubare Alternativen schaffen, die gut zu Mensch und Umwelt sind und dem Verbraucher einen einfachen Umstieg ermöglichen.

Was waren die Tücken, die Euch auf Eurem bisherigen Weg begegnet sind?

Christoph Laudon: Am Anfang gab es von außen recht viel Unverständnis, was wir da eigentlich vor haben. Aber zum Glück auch viel Zuspruch.
Oft war es so, dass wir eher belächelt worden, vor allem vom konventionellen Handel. Mittlerweile ist das Thema Nachhaltigkeit aber auch im Mainstream angekommen und die Resonanz durchweg positiv.

hydrophil-badezimmer-set-1Eure Zahnbürsten werden aus Bambus gefertigt. Warum habt Ihr Euch für dieses Material entschieden? Was macht Bambus so besonders?

Christoph Laudon: Bambus gehört zu der Familie der Süßgräser und ist aus verschiedensten Gründen perfekt für die Produktion unserer Produkte geeignet. Er überzeugt mit seiner Festigkeit und natürlichen antibakteriellen Eigenschaften, die uns beim Zähneputzen zusätzlich entgegen kommen. Dazu kommt, dass Bambus zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen der Welt zählt. Dabei erzeugt er erheblich mehr Sauerstoff und bindet deutlich mehr CO2 als Bäume. Das wirkt sich regulierend auf das natürliche Ökosystem und positiv auf die Ökobilanz des Herstellungsprozesses aus. Außerdem benötigt Bambus, angebaut in der richtigen Region, keine weitere künstliche Bewässerung – so wird eine Menge Wasser gespart. Zu guter Letzt ist Bambus natürlich auch biologisch abbaubar und daher perfekt fürs nachhaltige Badezimmer geeignet.


Die Bambusbranche in Europa steckt noch in den Kinderschuhen, dennoch wird Bambus bereits als wichtiger – weil nachhaltiger – Rohstoff gehandelt. Anders als beispielsweise in der Holzwirtschaft gibt es bisher aber noch kaum Zertifizierungen. Wie stellt Ihr sicher, dass Eure Zahnbürsten auch tatsächlich nachhaltig und fair produziert werden?

Christoph Laudon: Zum einen ist die Region in der unser Bambus wächst für einen nachhaltigen und vor allem wassersparenden Anbau hervorragend geeignet. Durch optimale klimatische Bedingungen ist eine zusätzliche Bewässerung oder der Einsatz von Pestiziden nicht notwendig. Für die Fairness sorgt bei uns die Einstellung, dass faire Arbeit auch fair entlohnt werden sollte. Deshalb erhalten unsere Arbeiter in China einen Lohn der 20 % über dem örtlichen Mindestlohn liegt.
Zudem haben wir engen Kontakt mit unserer Produktion, welche wir in Lishui in jedem Jahr persönlich besuchen. Da uns Transparenz sehr am Herzen liegt, berichten wir über unsere Besuche auch auf unseren verschiedenen Onlinekanälen und bringen von unseren Reisen stets Bild- und Bewegtbildmaterial mit. Auch diesen September reisen wir wieder nach Lishui und Ihr könnt unsere Reise live auf unseren Social Media Kanälen verfolgen.

Palmöl galt lange als ökologische Alternative. Der intensive Anbau hat aber eher für eine Verschärfung der bestehenden ökologischen und sozialethischen Probleme gesorgt. Wie kann verhindert werden, dass diese Entwicklung auch beim Bambus-Anbau eintritt?

Christoph Laudon: Im Gegensatz zu Ölpalmen, aus deren Früchten das Palmöl hergestellt wird, wächst Bambus rasend schnell und benötigt in den tropischen Anbaugebieten keine zusätzliche Bewässerung. Durch großflächige Wurzelsysteme stirbt beim Fällen der Bambushalme außerdem keine ganze Pflanze, wie dies bei Bäumen der Fall ist. Außerdem ist Bambus sehr widerstandsfähig und benötigt keine zusätzliche Düngemittel oder Pestizide. Entsprechend werden weder Mitarbeiter noch das Grundwasser durch Chemikalien gefährdet. Alle diese Faktoren tragen dazu bei, dass durch den Bambusanbau wenige ökologische Probleme entstehen – im Gegenteil: Durch das schnelle Wachstum kann die Pflanze besonders viel CO2 speichern.

Neben der Herstellung von neuen Produkten beschäftigt Ihr Euch auch mit dem Thema Upcycling. Wo nehmt Ihr beispielsweise die Banner für Eure Kulturtaschen her?

Christoph Laudon: Jede unserer Kulturtaschen ist ein echtes Unikat. Sie bestehen aus außen aus hübschen recycelten Segeln und sind auf der Innenseite mit recycelter LKW – Plane und gebrauchten Neopren-Anzügen ausgekleidet. Die Materialien sammeln wir dann teils auch mit unseren Kunden und unseren Freunden ein.

10 Prozent aller Gewinne spendet Ihr nach eigener Aussage an den gemeinnützigen Verein Viva con Agua de Sankt Pauli e.V., das gefällt uns sehr. Was verbindet Euch mit dem Verein?

Christoph Laudon: Unser gemeinsames Engagement bei Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. ist quasi die Geburtsstunde unserer Freundschaft. Durch das Thema Wasser bei Viva con Agua kamen wir dann selbst auf Wasserknappheit und später zur Gründung von HYDROPHIL. Die Projekte von Viva con Agua sind für uns bis heute eine Herzensangelegenheit geblieben. Daher ist es uns auch sehr wichtig den Verein & seine Arbeit weiterhin zu unterstützen.

Noch eine Frage zur Energiewende: Was glaubt Ihr, können wir die Energiewende in Deutschland schaffen? Was kann jeder einzelne Eurer Meinung nach für das Gelingen tun?

Christoph Laudon: Natürlich können wir die Energiewende schaffen! Unsere Grundsätze fair, vegan und wasserneutral sind eine gute Orientierung für dieses Vorhaben.
Im privaten Haushalt sollte es darüber hinaus ein Muss sein Strom aus erneuerbaren Energien zu benutzen. Wichtig ist aber auch, dass jeder Einzelne von uns diesen Anspruch in allen Bereichen anbringt, d.h. zum Beispiel auch auf der Arbeit einfach einen Flyer von Greenpeace Energy auf den Tisch legen. Gerade große Firmen und Produktionen brauchen da ein bisschen Hilfe und manchmal auch einen kleinen Schubser.

Lieber Christoph, vielen Dank für das Gespräch.

INFO: Wir verlosen 5 Badezimmer-Geschenk-Sets bestehend aus 2 nachhaltigen Zahnbürsten, 1 Zahnputz Becher aus nachwachsenden Rohstoffen, 1 Packung Wattestäbchen aus Bambus & Baumwolle (100 Stk), 1 Auromère Zahncreme und 1 Lemongrass Seife. Zum Mitmachen schreiben Sie uns eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten und dem Betreff „Hydrophil“ an verlosung@greenpeace-energy.de.

Matthias Hessenauer
Matthias Hessenauer
Der Medienkaufmann und studierte Marketing-Kommunikations-Ökonom ist seit 2008 bei Green Planet Energy tätig. Nach seinem Quereinstieg in den Privatkundenservice und weiteren acht Jahren im Marketing, verantwortet er seit 2019 den Bereich Kooperationen bei Green Planet Energy.